75 Jahre Bremer FV: 1986 bis 1995

06. August 2021

Der Bremer FV wird 75 Jahre alt und das feiern wir mit einer Themenwoche auf bremerfv.de. An jedem Tag in dieser Woche erscheint ein Artikel, der die Geschichte des BFV erzählt. Heute ist die Zeit von 1986 bis 1995 dran. Sie beginnt in Afrika und endet beim FC Bayern München.

Die Länderpokalsieger von 1984 reisen zum Jahreswechsel 1985/1986 als DFB-Amateurmannschaft nach Afrika und erleben eine aufregende Zeit in Gambia und Mauretanien. Mal wartet man vergeblich auf den Bus, mal ohne Erfolg auf ein Flugzeug. Die sportliche Bilanz kann sich sehen lassen. In Banjul erreicht das BFV-Team gegen die Nationalmannschaft von Gambia ein 2:2 und einen überzeugenden 4:1-Sieg. In Nouakchott gibt es gegen die Nationalelf von Mauretanien eine 0:2-Niederlage und zum Abschluss vor 4.000 Zuschauern ein 1:1. Wechsel hingegen an der Küste: Adolf Bischoff tritt nach 19 Jahren als Vorsitzender des Kreises Bremerhaven zurück. Manfred Koßak übernimmt den Kreisvorsitz in der Seestadt. Endlich stellt der BFV auch eine Mädchenauswahl, die beim ersten Auftritt ein respektables 0:0 gegen die Delmenhorster Auswahl erreicht. Hohen Besuch bekommt die Hansestadt dann im Oktober. Ganz Fußball-Deutschland kommt an die Weser, denn hier findet der 32. DFB-Bundestag statt. Überregional wird es auch beim Polizei SV. Die Frauen dürfen in der neuen Oberliga Nord der Damen antreten. Der Bremer SV verteidigt Platz eins der Verbandsliga und steigt auf, denn er gewinnt das Entscheidungsspiel gegen den VfR Osterode mit 5:4 (1:1) im Elfmeterschießen.

Auch 1987 fallen wichtige Entscheidungen für den überregionalen Fußball in Bremen. Der Norddeutsche Fußball-Verband ist mit seinem Verbandstag zu Gast und führt dort die Oberliga Nord für A-Junioren ein. Werder Bremen und OT Bremern sind die ersten BFV-Vertreter in der Liga. Auch der Verbandstag des BFV in Bremerhaven hat ein beherrschendes Thema: Der Einsatz des BFV für die Instandhaltung der Sportstätten und die Sanierung des maroden Weser-Stadions zu einem attraktiven „Oberzentrum des Sports“ (Egon Kähler) zeigt Erfolg: Sportsenator Dr. Henning Scherf sagt dreizehn Millionen Mark für den Ausbau der Westkurve zu, der im Sommer beginnt. Außerdem werden in den folgenden vier Jahren zehn Millionen Mark für die Bezirkssportanlagen zur Verfügung gestellt. Ein weiterer Beschluss des Verbandstages ist es, den „Vertragsamateur“ auch im BFV einzuführen. Auf dem grünen Rasen schieben sich andere in den Vordergrund: Die Damen der FT Geestemünde steigen als Landesmeisterinnen in die Oberliga Nord auf, und bei den Männern gelingt Meister FC Mahndorf der Sprung nach oben.

Die Bremer Auswahl besuchte Afrika. (Foto: Archiv)

Die Bremer Auswahl besuchte Afrika. (Foto: Archiv)

1988 ist mal wieder das Jahr des SV Werder Bremen. Der Bundesligist des BFV tanzt bis zum Saisonende auf drei „Hochzeiten“. Rassige UEFA-Pokalspiele bringen etwa ein 6:2-Highlight über Spartak Moskau nach dem Hinspiel 1:4, aber auch das Halbfinal-Aus gegen Bayer Leverkusen (0:1/0:0). Im DFB-Pokal erreichten die Schützlinge von Coach Otto Rehhagel die Vorschlussrunde, unterliegen Eintracht Frankfurt 0:1. Doch eine „Braut“ bringen sie heim: Die zweite Deutsche Meisterschaft. In Bremen findet erneut ein A-Länderspiel statt. 13.000 Zuschauer kommen bei strömendem Regen ins Weser-Stadion, in dem das „Kaiserteam“ von Franz Beckenbauer nur ein 1:1 gegen Jugoslawien zustande bringt. Ärgerlich für den BFV: Seine Fahne verschwindet. SFL Bremerhaven steigt als Bremer Mester zu den Werder Amateuren, dem Bremer SV und dem FC Mahndorf in die Oberliga auf. Der Polizei SV und die FT Geestemünde steigen aus der Damen Oberliga Nord ab. Ende des Jahres steuert der BFV seinen Beitrag zur Völkerverständigung mit Israel bei, das die Landesauswahl 14 Tage lang besuchte. Die EDV macht auch vor dem Amateurfußball nicht halt. Die Spielerpässe werden dank eines eigens für den BFV programmierten Systems nun elektronisch erstellt.

Der Verbandstag 1989 in der Vegesacker Strandlust diskutiert vier Stunden lang vor allem über Geld. Die Versammlung beschließt schließlich die Erhöhung der Mannschaftsmeldegebühren. 81 Vereine gehören dem BFV inzwischen an. OT gewinnt das erste BFV-Hallenturnier für Amateure in der Stadthalle, das heute als LOTTO-Masters um den Sparkasse Bremen-Cup noch immer besteht und sich großer Beliebtheit erfreut. Den Damen des Polizei SV gelingt der sofortige Wiederaufstieg in die Oberliga Nord. SFL Bremerhaven muss die Oberliga allerdings nach nur einer Saison wieder verlassen. Der BFV erweitert seinen ausländischen Freundeskreis und besucht mit seiner Frauenauswahl das slowakische Bratislava.

Siegerehrung nach dem 1. Hallenturnier für Amateure in der Stadthalle mit Verleger Herbert C. Ordemann, Sportsenator Volker Kröning, Torjäger Torsten Kampmann von OT und dem BFV-Vorsitzenden Egon Kähler (v.l.). (Foto: Archiv)

Siegerehrung nach dem 1. Hallenturnier für Amateure in der Stadthalle mit Verleger Herbert C. Ordemann, Sportsenator Volker Kröning, Torjäger Torsten Kampmann von OT und dem BFV-Vorsitzenden Egon Kähler (v.l.). (Foto: Archiv)

Sage und schreibe fünf Tage dauerte 1990 das Amateurhallenturnier des BFV in der Stadthalle. 2.000 Zuschauer sehen am Finaltag einen Triumph von OT Bremen. Auf der Israel-Reise vor anderthalb Jahren wurde die Entscheidung getroffen und am 1. April ist es so weit: Verbandstrainer Wilfried Zander arbeitet künftig hauptamtlich für den BFV. Heute wissen wir: Es ist der Beginn einer Ära. Eine weitere endet vorerst, bevor sie richtig beginnt. Der FC Mahndorf steigt aus der Oberliga ab. Aber Grund zu feiern gibt es dennoch: Der Frauenfußball beim TSV Wulsdorf feiert sein 20-jähriges Bestehen. Weniger Freude mag beim Schiedsrichterausschuss aufkommen. 216 Unparteiische verlassen den Verband und Verbandsschiedsrichterobmann Herbert Lutz schlägt Alarm: Massive Probleme bei der Besetzung aller Spiele sind die Folge.

Was machen eigentlich die Titelsammler vom SV Werder Bremen im Jahre 1991? Titel sammeln natürlich. Die Amateure holen sich nach einem dritten Platz in der Oberliga zum dritten Mal die Deutsche Amateurmeisterschaft durch einen 2:1-Sieg im Finale bei der SpVgg 07 Ludwigsburg. Und die „großen“ Werderaner holen den DFB-Pokal an die Weser. In Berlin bezwangen sie den 1. FC Köln mit 5:4 im Elfmeterschießen. Am nächsten Tag füllten sie den Bremer Marktplatz. Auch ein paar Ligen tiefer wurde gejubelt. OT Bremen gewinnt in überlegener Manier die Meisterschaft in der Verbandsliga und steigt in die Oberliga auf. Doch es gibt auch negative Schlagzeilen. Die Plätze von gleich neun Vereinen im BFV sind mit giftigem Dioxin belastet, doch die anderen Vereine leisten solidarische Hilfe.

Deutscher Meister 1993. Bei der Übergabe der Schale war auch BFV-Präsident Egon Kähler (l.) dabei. (Foto: Archiv)

Deutscher Meister 1993. Bei der Übergabe der Schale war auch BFV-Präsident Egon Kähler (l.) dabei. (Foto: Archiv)

Auf dem Verbandstag 1992 in der Vegesacker Strandlust gibt es seit langem wieder eine personelle Änderung im BFV-Präsidium. Hans-Werner Busch wechselt vom Vizepräsidenten zum Beiratsmitglied und seinen Platz im Präsidium nimmt Wolfgang Zumm ein. Auch der Kreis Bremen-Stadt hat mit Rolf Ziegler einen neuen Vorsitzenden. Dieter Jerzewski, auch als Vizepräsident im Amt, gibt den Vorsitz an ihn ab, weil Kreis und Verband künftig getrennt geführt werden sollen. Das Weser-Stadion erlebt wieder ein Länderspiel. Deutschland und Nordirland trennen sich vor 30.000 Besuchern 1:1 unentschieden. 60 Bremer Auswahlspieler sorgen mit einer „bunten Fußballwiese“ schon für den Anpfiff für gute Stimmung. Für den „Kick des Jahres“ sorgen allerdings mal wieder die Werderaner, die in Lissabon den Europacup der Pokalsieger gewinnen. Klaus Allofs und Winton Rufer erzielten die Treffer. Schock in Riga: Überraschend stirbt BFV-Präsident Egon Kähler kurz nach der Ankunft der Landesauswahl in Lettland. Der außerordentliche Verbandstag im Oktober wählt Dieter Jerzewski einstimmig zum neuen Präsidenten, Garry Fritzel rückt als Vizepräsident nach.

1993 wird Werder Bremen wieder Deutscher Meister. Ein sehenswerter 3:0-Sieg in Stuttgart holt die Schale zum dritten Mal nach 1965 und 1988 an die Weser. Über 250 Glückwunsch-Telegramme treffen bei Werder-Manager Willi Lemke ein. Die Frauen von TuS Eintracht und FC Huchting haben weniger Freude: Sie steigen aus der Oberliga ab. Die Werder-Amateure trumpften zwar auf, und dominieren auch die Vorrunde zur Deutschen Amateurmeisterschaft mit 7:1 Zählern, verlieren aber im Finale gegen SV Sandhausen mit 0:2. Schließlich gibt der neue „Unterbau“ unter den Profiligen gibt seinen Einstand: Die Amateure des SV Werder und der FC Bremerhaven gehören der neuen Regionalliga an.

Werder-Trainer Otto Rehhagel mit dem DFB-Pokal auf dem Rathausbalkon. (Foto: Archiv)

Werder-Trainer Otto Rehhagel mit dem DFB-Pokal auf dem Rathausbalkon. (Foto: Archiv)

Ein Jahr nach der Deutschen Meisterschaft holt Werder Bremen den nächsten Titel ans Weser-Stadion. Nach einem 3:1-Sieg über Rot-Weiß Essen im Finale des DFB-Pokals kommt der „Pott“ wieder einmal nach Bremen. Die Werder A-Jugend erkämpft den Titel der Oberliga und erreicht sogar das Endspiel um die deutsche Meisterschaft, unterliegt in Delmenhorst den Dortmunder Borussen aber knapp mit 2:3. Apropos Nachwuchs: Nach dem Aufstieg des FC Huchting mischen fünf Bremer Teams in der A-Jugend-Oberliga mit. Ein außerordentlicher Verbandstag beschließt eine „revolutionierende“ Neuerung: Untere Mannschaften können in höhere Klassen aufsteigen. Terminprobleme in der Stadthalle sorgen dafür, dass der BFV sein Amateurhallenturnier tatsächlich am 2. Weihnachtstag austragen muss. Ob die enttäuschende Zuschaueranzahl wirklich am kuriosen Termin oder am morgendlichen Winterbruch mit seinen eisglatten Straßen zu tun hatte, bleibt ungeklärt.

Eine waschechte WM-Teilnahme kann der Bremer Amateurfußball 1995 für sich verbuchen. Christine Frai wird als Linienrichterin für die Weltmeisterschaft in Schweden nominiert. Im Ausland war auch die Landesauswahl wieder einmal aktiv. In der Türkei bereitet sich die Mannschaft von Verbandssportlehrer Wilfried Zander auf den Länderpokal vor. Im Präsidium steht ein überraschender Personalwechsel an. Auf dem Verbandstag werden zwar Dieter Jerzewski, Wolfgang Schaper, Garry Fritzel und Wolfgang Zumm einstimmig beziehungsweise mehrheitlich wiedergewählt, doch Beisitzer Egon Nackenhorst bekommt einen Konkurrenten. Wolfgang Kasper vom SC Weyhe tritt gegen ihn an und kann die Wahl auch mit 469:397 Stimmen für sich entscheiden. Und noch ein Wechsel beschäftigt Fußball-Bremen in diesem Jahr: Werders Erfolgstrainer Otto Rehhagel wechselt zu den Bayern.

Morgen bei „75 Jahre Bremer FV“: Die Jahre 1996 bis 2005

[bfv]

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