75 Jahre Bremer FV: 1966 bis 1975

04. August 2021

Der Bremer FV wird 75 Jahre alt und das feiern wir mit einer Themenwoche auf bremerfv.de. An jedem Tag in dieser Woche erscheint ein Artikel, der die Geschichte des BFV erzählt. Heute betrachten wir die Jahre 1966 bis 1975, in denen mal wieder eine Amateurmeisterschaft an die Weser kam, Tore plötzlich Meisterschaften entschieden und die Frauen an den Ball kamen.

15 Jahre nach dem Erfolg von Bremen 1860 holte der SV Werder Bremen 1966 erneut die Deutsche Amateurmeisterschaft nach Bremen. Die Mannschaft von Trainer Hans-Wilhelm Loßmann bezwang im Finale Hannover 96 mit 5:1, Carsten Baumann traf dabei dreimal. Er zählte mit Jürgen Ey, Dieter Feske und Herbert Schröder zum A-Jugend-Team der Grün-Weißen, das ein Jahr zuvor die norddeutsche Meisterschaft erkämpft hatte. Loßmann arbeitete erstmals als hauptamtlicher Trainer, wechselte dann aber mit einigen Spielern zum VfL Osnabrück, und die Truppe fiel auseinander. Der damalige Betreuer und heutige Ehrenpräsident Klaus-Dieter Fischer entwickelte daraufhin ein Nachwuchskonzept, das die Talente im Verein halten soll. Und auch der große Fußball fand an der Weser statt. Erstmals seit 1939 war die Nationalmannschaft wieder in Bremen zu Gast. Im Weserstadion spielte das Team von Bundestrainer Helmut Schön vor 25.000 Zuschauern gegen eine Budapester Stadtauswahl und gewann mit 1:0.

Meister der A-Junioren in der Saison 1971/1972: Der Blumenthaler SV. (Foto: Archiv)

Meister der A-Junioren in der Saison 1971/1972: Der Blumenthaler SV. (Foto: Archiv)

Eine Werbeaktion bringt dem BFV im Jahre 1967 rund 100 neue Schiedsrichteranwärter. Diese sind auch dringend notwendig, denn erstmals und bei weitem nicht letztmals hat der Verband große Schwierigkeiten, genügend Unparteiische für die Spiele einzuteilen. Die Schiedsrichter bekommen für den Spielbetrieb auch direkt eine neue Bestimmung mit an die Hand. In die Spielordnung des BFV wird nämlich eine Bestimmung aufgenommen, nach der in allen Spielen ein Spieler ausgewechselt werden darf, wenn er verletzt ist. Das nützte dem Bremer SV allerdings herzlich wenig. Er stieg mit nur sieben Siegen aus 32 Spielen wieder aus der Regionalliga Nord ab.

Fast hätte der SV Werder Bremen ein Jahr später schon wieder einen Titel an die Weser geholt, doch die Grün-Weißen verpassten die Deutsche Meisterschaft knapp. Mit dem zweiten Platz in der Abschlusstabelle der Bundesliga konnte der SVW aber auch gut leben. Ein anderer Bremer zog sich hingegen aus dem Oberhaus zurück. Schiedsrichter Rolf Seekamp beendete im Alter von 47 Jahren seine Schiedsrichter-Laufbahn auf Bundesebene. Insgesamt leitete Seekamp zwischen 1963 und 1968 26 Bundesliga-Spiele.

Die Mannschaft der Werder Amateure im Jahr 1972. (Foto: Archiv)

Die Mannschaft der Werder Amateure im Jahr 1972. (Foto: Archiv)

Der Verbandstag im Jahre 1969 dauerte zwar bis nach Mitternacht, brachte aber eine richtungsweisende Entscheidung für den Jugendfußball hervor. Eine Leistungsklasse der A-Jugend wurde zur Saison 1970/1971 auch endlich im Lande Bremen eingeführt. Die insgesamt dreizehn Mannschaften dieser Spielklasse setzen sich aus allen drei Kreisen zusammen. Bremen-Stadt stellte sieben Mannschaften, Bremerhaven vier Teams und Bremen-Nord war mit zwei Vereinen vertreten. Der Verband machte seinen Verbänden indes ein ganz besonderes Geschenk: Alle von ihm erstellten Flutlichtanlagen gehen in den Besitz und die Verantwortung der Klubs über.

Das Jahr 1970 war vor allem für die Frauen ein besonderes Fußballjahr. Der DFB hob am 31. Oktober das Verbot des Frauenfußballs auf und auch im BFV führt das dazu, dass künftig auch Frauen dem runden Leder hinterherjagten. Der TSV Wulsdorf ist seitdem der einzige Verein im Verbandsgebiet, der bis heute durchgängig Frauenfußball anbietet. Das erste Frauenspiel im BFV war ein Freundschaftsspiel zwischen dem TSV Wulsdorf und dem SC Sparta. Vor 1.000 Zuschauern gewannen die Wulsdorferinnen mit 13:0. Im Bremer Stadtgebiet rechnete man eigentlich mit dem SV Werder Bremen, der sich dem Frauenfußball annimmt. Und zu Beginn der 70er versuchte es der SVW auch und gründete ein Frauenteam, das sogar 1974 an der Endrunde der Deutschen Meisterschaft teilnahm. Doch kurz darauf war Schluss und die Grün-Weißen lösten ihre Frauenmannschaft auf.

Die Frauen des TSV Wulsdorf holten in der Saison 1971/1972 als erste Frauenmannschaft die Meisterschaft. (Foto: privat)

Die Frauen des TSV Wulsdorf holten in der Saison 1971/1972 als erste Frauenmannschaft die Meisterschaft. (Foto: privat)

Seinen 25. Geburtstag feierte der Verband im Jahre 1971. In einem rund dreistündigen Festakt wurde dieses Jubiläum im Bremer Rathaus begangen. Dort versammelte sich die politische Prominenz, auf dem grünen Rasen besiegte die Bremer Auswahl Nachbar Niedersachen mit 3:2. Der Polizei SV, just 50 Jahre alt, wiederholt die Landesliga-Meisterschaft und steigt in die Regionalliga auf. Der BFV führt an seinem 25. Geburtstag damit den SV Werder in der Bundesliga, den Bremer SV, TuS Bremerhaven 93 und den Polizei SV in der Regionalliga – das waren noch Zeiten. Und in seinem Jubiläumsjahr bezieht der BFV auch noch ein neues Domizil. Gemeinsam mit dem Landessportbund ist der Verband in den kommenden Jahren im neuen „Haus des Sports“ in der Eduard-Grunow-Straße 30 zuhause. 1,4 Mio. Mark kostete der Bau.

Am Ende der Saison 1971/1972 wurde dann erstmals ein Bremer Damen-Meister gekürt. Ausgerechnet der TSV Wulsdorf, die Pioniere des Frauenfußballs im BFV, schnappten sich den Titel. Der Polizei SV muss die Regionalliga nach einer Saison wieder verlassen und der „Roland“, das amtliche Mitteilungsblatt des Verbandes wird künftig nicht mehr nur vervielfältigt, sondern kommt in einem Layout aus der Druckerei.

Auf dem Verbandstag 1973 wurde festgelegt, dass künftig das Torverhältnis bei Punktgleichheit herangezogen wird. (Foto: Archiv)

Auf dem Verbandstag 1973 wurde festgelegt, dass künftig das Torverhältnis bei Punktgleichheit herangezogen wird. (Foto: Archiv)

Als Bremer Meister nahmen die Frauen des TSV Wulsdorf erstmals an der norddeutschen Meisterschaft teil. In Hamburg konnten die Damen von der Unterweser auch direkt den Titel holen. Auf nationaler Ebene erreichten sie anschließend in Rüsselsheim einen beachtlichen Platz vier. Der Spielbetrieb in Bremen wurde derweil um eine zweifelhafte Attraktion ärmer. War es bisher so, dass nicht das Torverhältnis, sondern Entscheidungsspiele bei etwaiger Punktgleichheit am Saisonende über die Abschlusstabelle befanden, führte der Verbandstag die bis heute bekannte Regelung ein, dass fortan auch das Torverhältnis über eine Platzierung entscheiden sollte. Die Entscheidungsspiele fielen damit weg.

Zahn Jahre nach Einführung der Bundesliga gab in der Saison 1973/1974 die 2. Bundesliga ihren Einstand, doch ohne einen Verein von der Weser. Es waren zwar 40 Plätze zu vergeben, und der TuS Bremerhaven 93 hätte auch um einen dieser Plätze kämpfen können. Doch der Club verzichtete aus finanziellen und sportlichen Gründen. Der Bremer SV feierte den Sprung in die Amateuroberliga, in der auch TuS Bremerhaven 93 und Blumenthaler SV spielen. Landesmeister bei den Frauen wurde erstmals der SV Werder Bremen.

Im August 1975 eröffnete auf dem Stadtwerder die schmucke Sportschule am Krähenberg. Sie avanciert schnell zur Gaststätte für viele nationale und internationale Freunde des Verbandes und der Vereine. Auf dem Gelände der Sportschule steht heute die Jugendbildungsstätte Lidice Haus, in der der BFV unter anderem seine Trainerausbildungen durchführt und mit den Landesauswahlen trainiert.

Morgen bei „75 Jahre Bremer FV“: Die Jahre 1976 bis 1985

[bfv]

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