Der Bremer FV wird 75 Jahre alt und das feiern wir mit einer Themenwoche auf bremerfv.de. An jedem Tag in dieser Woche erscheint ein Artikel, der die Geschichte des BFV erzählt. Heute geht es mit den Jahren ab 2006 auf die Zielgerade. Diesmal werden Umzugskartons gepackt, abgepfiffen und vor allem viel geplant – wegen eines kleinen Virus.
Staffelübergabe im Norddeutschen Fußball-Verband: BFV-Präsident Dieter Jerzewski übernimmt ab 2006 auch auf norddeutscher Ebene den Vorsitz von Dr. h.c. Engelbert Nelle. Auf dem Marktplatz ist die WM-Tour zu Gast und 12.000 Besucher wollen es sich nicht entgehen lassen, sich mit dem WM-Pokal auf einem Foto zu verewigen. Im Kreis Bremerhaven werden die bisher getrennten Spiel- und Jugendausschüsse zum „Spieltechnischen Ausschuss“ vereint. Wolfgang Zumm sagt „Tschüss“. Nach 14 Jahren stellt der BFV-Vizepräsident sein Amt zur Verfügung. Bis zum Verbandstag 2007 übernimmt Michael Grell. Umzugskartons werden beim BFV auch in diesem Jahr gepackt: Der Kreis Bremen-Nord zieht am 1. Juli in den Kulturbahnhof Vegesack. Sportlich läuft es: Die A-Juniorenauswahl holt beim DFB-Sichtungsturnier in Duisburg den Turniersieg.
Die Schulfußball-Offensive des DFB hält 2007 Einzug in die deutschen Schulen. Zahlreiche Bremer Fußball-Prominente überbringen Starterpakete in die Schulen. Auch Vereine bekommen Pakete vom DFB, eine tolle Unterstützung für den Vereinsalltag – bezahlt aus dem Überschuss der WM 2006. Die B-Junioren Bundesliga kommt. Nachdem bereits eine A-Junioren Bundesliga in Betrieb ist, ziehen nun auch die B-Jugendlichen nach. Apropos A-Junioren Bundesliga: Der SV Werder gewinnt die Meisterschaft in der Staffel Nord/Nordost. Fair Play in der Öffentlichkeit: Eine Straßenbahn der BSAG wird komplett in einem Fair-Play-Design gestaltet und wirbt auf ihren Fahrten durch die Hansestadt für einen fairen Umgang miteinander. Abpfiff nach 22 Jahren: Christine Frai beendet ihre aktive Schiedsrichterlaufbahn.
Übergabe des ersten Mini-Spielfeldes im BFV-Gebiet durch Weltmeister Andreas Brehme (r.). (Foto: Oliver Baumgart)
1.000 Minispielfelder baut der DFB in Deutschland und das erste dieser Art auf dem Gebiet des BFV steht in Bremerhaven. Weltmeister Andreas Brehme kommt 2008 in die Seestadt um das Mini-Spielfeld beim TuSpo Surheide im Namen des DFB offiziell zu übergeben. Werder Bremen gewinnt den Julius-Hirsch-Preis des DFB, der Engagement gegen Diskriminierung, Gewalt und Rassismus auszeichnet. Und noch ein Sieger kommt aus Bremen. Die Ü 40-Senioren des TSV Lesum-Burgdamm holen in Berlin die Deutsche Meisterschaft ihrer Altersklasse.
Einen glatten Durchmarsch legen die Frauen des SV Werder Bremen hin. Zwei Jahre nach der Neugründung der Frauenabteilung bei den Grün-Weißen haben sie bereits die 2. Bundesliga erreicht. 2009 bekommt der BFV außerdem erstmals Besuch aus Finnland. Der Fußballverband aus der Region Helsinki kommt mit seinen Angestellten zu einem Gedankenaustausch an die Weser. BFV-Trainer und Schiedsrichter folgen indes Einladungen des Niederschlesischen Fußballverbandes zur Teilnahme an Lehrgängen in Polen. Papier ade: Im BFV wird der Spielbericht von der Papiervariante auf die Onlineversion umgestellt. Künftig füllen alle Beteiligten ihren Teil des Formulars am PC aus. Werder Bremen holt den DFB-Pokal nach Bremen und gewinnt erneut die A-Junioren Bundesliga Nord/Nordost. Das DFB-Mobil nimmt seinen Betrieb auf und besucht die Vereine in Bremen zu kostenlosen Demo-Trainingseinheiten.
Dieter Jerzewski (l.) übergibt auf dem Verbandstag 2010 den Ball an Björn Fecker. (Foto: Oliver Baumgart)
2010 bekommt der BFV einen neuen Präsidenten. Dieter Jerzewski gibt den Staffelstab an Björn Fecker ab, der sich über ein einstimmiges Votum freuen darf. Jerzewski selbst wird vom Verbandstag zum Ehrenpräsidenten des Verbandes ernannt. Und noch eine Neuerung findet im BFV statt: Der Verband geht in die sozialen Netzwerke. Als erster Landesverband im DFB geht Bremen mit einem eigenen Facebook-Kanal an den Start. Pass-Online wird eingeführt. Die Vereine können damit ihre Spielberechtigungen am heimischen Computer beantragen.
Damit dies auch jedem Verein möglich ist, stattet der BFV Anfang 2011 alle Clubs mit Netbooks aus. In Bremerhaven findet erstmal ein Länderspiel einer weiblichen Auswahl des DFB statt. Im Nordsee-Stadion siegt die deutsche U 19-Mannschaft vor 1.130 Zuschauern gegen Russland mit 5:0. Zuvor testet die russische Mannschaft noch gegen die U 19-Frauen des BFV. Das Spiel endet 2:2. Die Digitalisierung schreitet indes unaufhaltsam voran. Der BFV verpasst seiner Homepage einen kompletten Neuanstrich und ist künftig auch bei Twitter erreichbar. FUSSBALL.DE erscheint erstmals als App für das Mobiltelefon.
Das DFB-Mobil kommt in die Vereine und bildet Vereinstrainer mit einer Demo-Trainingseinheit fort. (Foto: Oliver Baumgart)
Was wäre unser Rückblick ohne ein Länderspiel im Weser-Stadion? Nicht ahnend, dass es der vorerst letzte Auftritt der DFB-Elf in der Hansestadt sein sollte, freut sich Bremen auf den Klassiker gegen Frankreich, der 37.800 Zuschauer ins Stadion lockt, jedoch mit 1:2 verloren geht. Im Stadion am Vinnenweg, im Stadion Obervieland und auf Platz 11 des Weser-Stadions wird die Vorrundengruppe zur U17-Europameisterschaft mit den Teams aus der Türkei, Bulgarien, Portugal und Deutschland ausgetragen – Deutschland gewinnt. Große Ehre auch für Dieter Jerzewski. Der Ehrenpräsident des BFV wird von Bundespräsident Christian Wulff mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Deutschlands beste Ü 32-Mannschaft kommt aus Bremen-Nord: Der Blumenthaler SV holt sich den Titel bei der inoffiziellen Deutschen Meisterschaft und schaltet auf dem Weg zum Sieg unter anderem dem FC Bayern München aus.
Monatelang kämpft der FC Oberneuland sportlich um den Klassenerhalt, am Ende ist er aus einem anderen Grund unerreichbar geworden: Gegen den FC Oberneuland wird im Mai 2013 ein Insolvenzverfahren eröffnet und der Klub startet in der Landesliga neu. Kurios: Die Spieler erfahren ausgerechnet auf der Fahrt zum Auswärtsspiel nach Wilhelmshaven vom wirklichen Ausmaß der finanziellen Schieflage ihres Arbeitgebers. In der JVA Bremen führt der BFV erstmals eine Schiedsrichter-Ausbildung für Insassen durch.
Die Spieler des SV Werder Bremen feiern den Aufstieg in die 3. Liga nach dem entscheidenden Relegationsspiel in Mönchengladbach. (Foto: Oliver Baumgart)
Ein Aprilscherz des BFV sorgt ein Jahr später für Lacher auf der Pressestelle des Verbandes. Ein Jahr nachdem der BFV die Gründung des ersten Fußballvereins für Hunde „verkündet“, will sich eine Journalistin erkundigen, wie sich das Projekt denn im Premierenjahr gemacht habe. Nach einem dezenten Hinweis auf das Versanddatum der Pressemitteilung lässt sie ertappt aber lachend von einer weiteren Bearbeitung des Themas ab.
Eine überaus erfolgreiche Saison liegt 2015 hinter dem SV Werder Bremen. Die U 23 holt sich die beim BV Cloppenburg die Meisterschaft in der Regionalliga Nord und steigt nach Aufstiegsspielen gegen die zweite Mannschaft von Borussia Mönchengladbach in die 3. Liga auf. Und auch die grün-weißen Frauen steigen auf. Sie spielen erstmals in der Vereinsgesichte in der Bundesliga. Die U 17-Juniorinnen des Neu-Bundesligisten holen sich die Meisterschaft in der Bundesliga Nord/Nordost, verlieren ein späteres Finale um die Deutsche Meisterschaft aber gegen den 1. FFC Turbine Potsdam. Eine U 14-Mädchenauswahl des BFV empfängt in Bremerhaven eine Mädchenauswahl aus Helsinki zu Vergleichsspielen. Der ertse Beachsoccer-Cup im BFV wird ausgetragen. Im Weser-Strandbad in Bremerhaven heißt der erste Sieger „ImPoSand“ – passend. Ein Bremer muss die Bundesliga verlassen – jedoch endgültig: Peter Gagelmann hat die Altersgrenze für Bundesligaschiedsrichter erreicht und leitet in Köln das letzte Spiel seiner Karriere.
Der letzte Abpfiff. In Köln beendet Peter Gagelmann seine aktive Schiedsrichterkarriere. (Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)
Das Jahr 2016 beginnt mit einer Frischzellenkur für die BFV-Homepage. Eine komplette Neugestaltung passt den Internetauftritt des Verbandes an den neuesten Stand der Technik an. Auch optisch ist die Homepage jetzt auf dem neuesten Stand. Stehende Ovationen sind auf einem Verbandstag eher selten anzutreffen, doch in diesem Jahr gibt es einen besonderen Grund dafür, dass sie dennoch stattfinden. Nach 21 Jahren kandidiert Wolfgang Kasper nicht erneut für das Amt des Vizepräsidenten. Sein Posten wird allerdings nicht neu besetzt – das Präsidium, bestehend aus Präsident Björn Fecker und seinen Vizepräsidenten Henry Bischoff, Michael Grell und Dieter Stumpe ist künftig nur noch vierköpfig. Werder Bremen holt erneut die Staffelmeisterschaft in der A-Junioren Bundesliga. Die Frauen des SVW müssen nach nur einem Jahr wieder aus der Bundesliga absteigen. Und wieder ist eine BFV-Auswahl international unterwegs. Die eigens hierfür neu gegründete und später direkt wieder aufgelöste Herrenauswahl tritt beim UEFA Regions Cup, dem Europapokal der Amateure, an. Im tschechischen Olmütz verpasst die Mannschaft von Verbandscoach Wilfried Zander gegen Teams aus Tschechien, Israel und der Slowakei nur knapp den Sprung in die Endrunde.
Die Bremen-Liga bekommt einen Namensgeber. Die Stark Gebäudereinigung geht ein Ligasponsoring ein, beendet dies aber nach nur zwei Jahren wieder, nachdem die erhoffte Werbewirkung des Ligasponsorings nicht erfüllt wurde. Sündenböcke müssen künftig aufpassen. Der BFV führt die Sperre nach der fünften gelben Karte ein. Sensation im LOTTO-Pokal. Die Leher TS bezwingt im Finale den haushohen Favoriten Bremer SV und freut sich auf ein DFB-Pokalspiel gegen den 1. FC Köln, das bei bestem Bremerhavener Mistwetter im vollen Nordsee-Stadion stattfindet. Bremen hat erneut einen Bundesligaschiedsrichter. Nach dem Karriereende von Peter Gagelmann vor zwei Jahren ist Bremen mit Sven Jablonski seit 2017 wieder mit einem Unparteiischen im Oberhaus des deutschen Fußballs vertreten. Und noch einen Aufstieg gibt es zu feiern. Nach einem Jahr der Abstinenz schaffen die Frauen des SV Werder den Wiederaufstieg in die Bundesliga.
Die Fußballerinnen des SV Werder Bremen feiern 2017 die Meisterschaft in der 2. Bundesliga. (Foto: Oliver Baumgart)
Zwei Abstiege muss die Bremer Fußballwelt 2018 verkraften. Die U 23 des SV Werder Bremen steigt aus der 3. Liga ab und der ATS Buntentor muss die Regionalliga Nord der Frauen verlassen, wird aber umgehend vom TuS Schwachhausen ersetzt. Der Spielerpass aus Papier blickt seinem Ende entgegen. Künftig wird auch das Dokument, in dem so manches Foto-Fundstück klebt, digital über das DFBnet erstellt. Dieter Stumpe legt sein Amt als Vizepräsident aus gesundheitlichen Gründen nieder und wird im Präsidium fortan von Holger Franz ersetzt. Erstmals vergibt der BFV in Kooperation mit dem SV Werder Bremen den BFV-Integrationspreis. Der TS Woltmershausen ist erster Preisträger. Ohne Schiedsrichter kein Spielbetrieb – das ist hinlänglich bekannt. Damit Bremens Referees auch modisch auf der Höhe sind, spendiert der BFV seinen Vereinen Schiedsrichterausrüstungen für alle Unparteiischen. Mit dem #FUSOJA legt der BFV erstmals in Zusammenarbeit mit der Schulbehörde und interessierten Vereinen ein FSJ-Programm auf. Auch ein Leadership-Programm für Frauen im Fußball wird gestartet.
Der Verbandstag 2019 gründet einen Jugendbeirat, der die strategische Entwicklung im Kinder- und Jugendfußball weiterentwickeln soll und jungen Aktiven und Vereinen die Möglichkeit gibt, sich hierbei stärker als bisher einzubringen. Erstmals wird in der Trainerausbildung des BFV ein komplettes Modul in der neuen Lehr- und Lernform des Blended Learnings -einer Mischform aus Präsenz- und Onlinephasen- durchgeführt. Der BFV und die Bremer Sportjugend (BSJ) starten mit Unterstützung der AOK Bremen/Bremerhaven das Projekt „eFootball im Jugendsport“. Die Frauen des SV Werder steigen erneut aus der Frauen Bundesliga ab.
Unfassbar: Der SV Werder Bremen steigt in die zweite Bundesliga ab. Yuya Osako und Maximilian Eggestein (v.l.) sind enttäuscht. (Foto: Martin Rose/Getty Images)
Ein außerordentlicher Verbandstag beschließt zu Beginn des Jahres 2020 die Satzung des BFV neu. Die UEFA zeichnet den SV Werder Bremen für sein Engagement im Amateurbereich mit dem Grassroots Award als besten Profiklub aus. Der Frauenfußball in Deutschland und damit auch in Bremen feiert seinen 50. Geburtstag. Passend dazu steigen die Frauen der Grün-Weißen wieder in die Bundesliga auf. Und dann kommt Corona. Das Virus, das zunächst noch nicht sonderlich bedrohlich wirkt, sorgt bald dafür, das weite Teile des Landes und damit auch des Spiel- und Trainingsbetriebs zum Erliegen kommen. Immer wieder werden im BFV neue Modelle erstellt, wann, wie und unter welchen Voraussetzungen ein Spielbetrieb möglich sein könnte. Und ebenso oft werden die Modelle von der Realität wieder kassiert. Ein weiterer außerordentlicher Verbandstag, der aufgrund der Pandemie erstmals online abgehalten wird, beschließt schließlich den Saisonabbruch. Onlineangebote werden nun verstärkt nachgefragt und Angeboten, in Vereinen und Verband gleichermaßen. Zahlreiche Online-Lehrgänge, Fortbildungen und Trainingseinheit werden am heimischen PC statt im Seminarraum oder auf dem Fußballplatz durchgeführt. Erst in der zweiten Jahreshälfte kehrt der Fußball vorübergehend auf die Sportplätze zurück.
Auch das Jahr 2021 bringt diesbezüglich nicht viel Besserung. Die Saison 2020/2021 kann in keiner Altersklasse zu Ende gespielt werden. Lediglich im LOTTO-Pokal der Männer und Frauen wird das Undenkbare möglich. In nur zwei Wochen absolvieren die Vereine alle noch ausstehenden Runden des Pokals und sorgen so dafür, dass beide Wettbewerbe auf sportlichem Wege einen Qualifikanten für den jeweiligen DFB-Pokal hervorbringen. Die Schlagzeile des Jahres liefert allerdings der SV Werder Bremen. Das Gründungsmitglied des SV Werder steigt nach 1980 zum zweiten Mal in die 2. Bundesliga ab.
Nächsten Donnerstag bei „75 Jahre Bremer FV“: Die Präsidenten des BFV
[bfv]
