75 Jahre Bremer FV: 1946 bis 1955

02. August 2021

Der Bremer FV wird 75 Jahre alt und das feiern wir mit einer Themenwoche auf bremerfv.de. An jedem Tag in dieser Woche erscheint ein Artikel, der die Geschichte des BFV erzählt. Anschließend geht es an jedem Donnerstag bis zum Jahresende mit einem speziellen Thema weiter. Am heutigen Montag, unserem exakten Geburtstag gibt es auf unserem YouTube-Kanal zudem von 15:00 bis 21:00 Uhr eine große BFV-Jubiläumssendung, präsentiert von LOTTO Bremen.

Los ging alles, als es eigentlich zu Ende war. Am 25. Februar hatten der SV Werder und der BBV Union das letzte Spiel um Gauliga-Punkte bestritten und am 26. April britische Truppen die Stadt Bremen eingenommen. Der Krieg war also kaum vorbei, da trafen sich bereits Vertreter mehrerer Vereine, um eine Fußballsparte zu gründen. Am 28. Oktober 1945 war das. Die Gründungsversammlung fand unter Beteiligung von insgesamt neunzehn Vereinsvertretern im „Kuhhirten“ auf dem Stadtwerder statt, jener Lokalität, in der übrigens auch der SV Werder Bremen im Jahre 1899 gegründet wurde. Zum ersten Mann im Bremer Fußball wurde Adolf Kerrl vom TuS Walle gewählt. Er wurde Bezirksspatenleiter und als solcher trieb der den Wiederaufbau maßgeblich voran.

Hier fing alles an. Im "Kuhhirten" wurde der BFV praktisch gegründet. (Foto: Oliver Baumgart)

Hier fing alles an. Im „Kuhhirten“ wurde der BFV praktisch gegründet. (Foto: Oliver Baumgart)

Dies war natürlich keineswegs ein leichtes Unterfangen, war Bremen doch von 173 Luftangriffen, die über 60 Prozent der Häuser unbewohnbar machten, gezeichnet. Die Einwohnerzahl war im Gegensatz zu 1939 von 450.000 auf 290.000 geschrumpft. Über 70 Sportplätze wurden damals ebenfalls zerstört. Doch das Leben ging weiter und so trafen sich bereits am 24. Oktober zwei Mannschaften im Weserstadion zu einem Fußballspiel. Eine Bremer Stadtauswahl gewann dabei vor 15.000 Zuschauern gegen die schottische Militärmannschaft mit dem wohlklingenden Namen „Scottish Horses“ mit 3:1. Der Name Weserstadion war damals aber keineswegs geläufig. Die amerikanischen Besatzer hatten das Stadion nämlich „Ike-Stadium“ und damit nach dem Spitznahmen ihres Oberbefehlshabers General Dwight D. Eisenhower genannt. Diesen Namen trug das Stadion bis zum 8. Mai 1947.

Eigentlich war zu der Zeit jede Art von Sport und der damit verbundene Reiseverkehr verboten, aber die Amerikaner nahmen es mit ihren eigenen Vorschriften nicht ganz so genau. Mehr noch: Ihr Sportoffizier Edward R. Ladd förderte den Sport, wo er nur konnte – in perfektem Deutsch wohlgemerkt.

Anfang 1946 durften Vereine unter neuen Namen wieder gegründet werden und umgehend wurde die erste Stadtmeisterschaft ausgetragen. Und am 2. August 1946 war es dann endlich soweit. Der Bremer Sportbund wurde offiziell durch die Militärregierung anerkennt und damit auch die Sparte Fußball. Dieser Tag ist daher auch das offizielle Geburtsdatum des Bremer Fußball-Verbandes. Heutzutage kaum vorstellebar, dass es bereits zur Saison 1946/1947 in Niedersachsen einen Oberliga-Spielbetrieb gab. Werder Bremen, der Bremer SV, ASV Blumenthal, TuS Bremerhaven 93, SSV Hemelingen, VfL Rüstringen und der ATS Bremerhaven waren die Bremer Vertreter in dieser Staffel, der nach einem Jahr die Oberliga Nord folgen sollte.

Der provisorische Sportplatz von Tura Bremen, den die AG Weser dem Verein 1949 zur Verfügung stellte. (Foto: unbekannt)

Der provisorische Sportplatz von Tura Bremen, den die AG Weser dem Verein 1949 zur Verfügung stellte. (Foto: unbekannt)

Schon 1947 wohnten 120 Delegierte dem Bezirksfußballtag, dem Vorläufer der heutigen Verbandstage, bei. Laut Medienberichten aus dieser Zeit nahm er einen „würdigen“ Verlauf. Neben einigen Anträgen, die sich mit dem Spielbetrieb beschäftigten und der Wiederwahl von Adolf „Addi“ Kerrl als Bezirksspatenleiter, wurde unter anderem der Sportgruß „Hipp , Hipp, Hurra!“ einstimmig abgelehnt. Am Spielbetrieb hatten bereits 47 Vereine mit 120 Mannschaften teilgenommen. 820 Spiele wurden auf 38 Sportplätzen ausgetragen, wie aus dem Bericht des Männer-Ausschusses hervorging. In der Jugend waren 36 Jugend-, 21 Schüler- und 35 Knabenmannschaften zu 290 Spielen angetreten. Und auch die Schiedsrichter waren damals schon gefragte Leute. Sie leiteten 794 Spiele. Und auch überregional war der Bremer Fußball bereits gut vertreten. Der SV Werder und der Bremer SV gehörten der neuen Oberliga Nord an und ihre Derbys gegeneinander lockten mitunter 25.000 Besucher ins Weser-Stadion. Diesen Namen trug es seit 1947 wieder durchgehend.

Schon ein Jahr später hatte sich die Anzahl der der Spiele mehr als verdoppelt, war vor allem bei Schiedsrichterobmann Franz Gruba für viel Arbeit sorgte. Seine Unparteiischen waren aber nicht nur in Bremen gefragt. Für die Spiele zwischen Norddeutschland und Westdeutschland, Niedersachsen und Westdeutschland und Hamburg gegen Berlin hatte Bremen den Unparteiischen zu stellen – damals wie heute eine Auszeichnung für jeden Schiedsrichter. Mit dem TuS Bremerhaven 93 stieg eine dritte Mannschaft in die Oberliga auf. Auch auf dem legendären Zollinlandplatz, dem „Zolli“ stiegen nun also Derbys des kleinsten Bundeslandes. Doch aus außerhalb des Platzes tat sich viel. Der Fußball-Toto kam auf den Sport zu. Die Verantwortlichen verneinten zu der Zeit zwar das Glücksspiel, weil sie ihren Sport nicht „käuflich“ machen wollten. Aber der Staat nutzte diese neue Finanzquelle und genehmigte den Fußball-Toto im Lande Bremen mit dem Start am 5. Dezember 1948.

Das Protokoll des Bezirksfußballtages 1945. (Foto: Jürgen Anders)

Das Protokoll des Bezirksfußballtages 1945. (Foto: Jürgen Anders)

Am 23. Juli 1949 wurde dann aus der Sparte „Fußball“ im Landessportbund schließlich auch der namentlich und organisatorisch eigenständige Bremer Fußball-Verband. Fortan wurden also Verbandstage abgehalten. Dieser wählte mit Hans Ihler einen neuen Vorsitzenden. Der neue Vorstand, der die Geschäftsstelle im Weser-Stadion als seine Arbeitsstätte auswies. Eine Bremer Mannschaft spielte im gleichen Jahr erste Spiele im Rahmen des Amateur-Länderpokals. Gegen Schleswig-Holstein konnte man sich mit 7:4 nach Verlängerung durchsetzen, Westfalen musste man sich hingegen mit 2:3 geschlagen geben.

Ein Jahr später, am 25. April 1950, gründete sich innerhalb des Verbandes der Kreis Bremen-Nord. Kurios: Dies wurde lediglich mit einer kleinen Notiz im Mitteilungsblatt des BFV verkündet – in der heutigen Medienwelt undenkbar. Und es wurde viel diskutiert. Nämlich über die Einführung einer Amateur-Oberliga, in der neben vier Bremer Vereinen auch elf niedersächsische Mannschaften antreten sollten. Die Bremer hatten sich zuvor bereits auf einem Verbandstag hierfür ausgesprochen, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass Niedersachsen die Anzahl seiner Amateurliga-Mannschaften nicht erhöht und gleichzeitig einer Einnahmenteilung von 60:40 zustimmt. Da diese Neueinteilung lediglich zwischen den Verbänden abgesprochen war, regte sich Widerstand unter den Vereinen, sodass das Thema auf den Verbandstag verschoben werden musste. Dort wurde schließlich beschlossen, keine gemeinsame Spielklasse mit Niedersachsen zu bilden und die Selbstständigkeit zu wahren.

Etwas zu Feiern gab es 1951. Die Elf von Bremen 1860 holte zum ersten Male in der Geschichte des bremischen Sports eine Deutsche Meisterschaft in die Hansestadt. Vor der imposanten Kulisse von 100.000 Zuschauern im Berliner Olympia-Stadion gelang im Endspiel um die Deutsche Amateurmeisterschaft gegen den Karlsruher FV ein 3:2 und damit der Titelgewinn, der natürlich eine ganze Stadt mobilisiert hatte. Die war sonntags aus Berlin zurückgekehrt und erlebten auf dem Domshof einen begeisterten Empfang. Für den Bremer Fußball-Verband überreichte Hans Ihler dem Mannschaftsführer Neuhauß einen großen Eichenkranz.

Der Sportplatz des TSV Hasenbüren im Jahre 1950. (Foto: unbekannt)

Der Sportplatz des TSV Hasenbüren im Jahre 1950. (Foto: unbekannt)

Auf dem Verbandstag im Juli 1952 im „Parkhaus“ Bremerhaven war registriert worden, dass auch dem Fußball ein „zweiter Weg“ entstanden war. Der Betriebssport hatte sich stark entwickelt, so dass nach den Richtlinien des DFB die Verhandlungen mit den führenden Gremien bald abgeschlossen waren. Somit bereitete auch der Verbandstag den Weg für den Betriebs- und Schulsport. Und dann kam sie doch noch, die Zustimmung zu einer Amateuroberliga Niedersachsen/Bremen ab dem Spieljahr 1953/1954. Voraussetzung sollte sein, dass unter den sechzehn Mannschaften der Liga vier Bremer Vereine zu finden sind.

Im Jahre 1953 war der Radius des Fußballs weiter vergrößert worden. In Anwesenheit von Landesturnrat Oscar Drees und Hans Ihler fanden am 29. Juni in Bremen und am 8. Juli in Bremerhaven die Abschlussprüfungen für Lehrer statt. Der Schulfußball konnte nun rollen. Die Einführung des Fußballspiels an den bremischen Schulen bedingte nämlich Voraussetzungen. Es mussten Lehrer da sein, die auch hier vermitteln und lehren konnten. Sechzehn Lehrer meldeten sich anfangs und der Bremer Fußball-Verband stellte den Schulen über 200 Bälle zur Verfügung.

Das nach dem Weltkrieg erbaute Spielhaus in der Pauliner Marsch wurde am 26. Juli 1949 eingeweiht und war die Heimat von 1860 Bremen, unschwer am Schriftzug auf dem Dach zu erkennen. (Foto: unbekannt)

Das nach dem Weltkrieg erbaute Spielhaus in der Pauliner Marsch wurde am 26. Juli 1949 eingeweiht und war die Heimat von 1860 Bremen, unschwer am Schriftzug auf dem Dach zu erkennen. (Foto: unbekannt)

Zum Verbandstag 1954 waren im BFV 70 Vereine mit 14.104 Mitgliedern organsiert. Dabei machte der Verband einen Gesamtumsatz von 235.730,15 DM, was unter Einberechnung der Inflation heute rund 591.000,- EUR entspräche. Der Vorstand des Verbandes rief die Landesregierung in einer Resolution dazu auf, mehr Haushaltsmittel in den Sport und den dringenden Bau von sanitären Anlagen und Umkleidekabinen auf den Sportanlagen einzusetzen.

Das Geschäftsjahr 1955/56 wurde dann mit Ausrufungszeichen versehen. Man erinnerte sich des 20. Januar 1946, als sich Vereine zu einem Spielbezirk zusammenschlossen und registrierte damit 10 Jahre Fußball in Bremen.

Morgen in „75 Jahre Bremer FV“: Die Jahre 1956 bis 1965

[bfv]

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