75 Jahre Bremer FV: 1976 bis 1985

05. August 2021

Der Bremer FV wird 75 Jahre alt und das feiern wir mit einer Themenwoche auf bremerfv.de. An jedem Tag in dieser Woche erscheint ein Artikel, der die Geschichte des BFV erzählt. Heute gehen wir zurück in die Jahre 1976 bis 1985. Aufstiege, Abstiege, Titelgewinne und zum Schluss nicht weniger als das Ende einer Ära, das alles gab es in diesen zehn Jahren.

Bundestrainer Jupp Derwall kommt 1976 mit der Amateur-Nationalmannschaft an die Weser, um ein Länderspiel gegen die U 23-Auswahl Dänemarks auszutragen. Vor 2.500 Zuschauern im Bremerhavener Nordsee-Stadion siegt Deutschland mit 1:0. Die Amateure des SV Werder Bremen sorgen indes auch für Schlagzeilen. Sie holen sich souverän die Meisterschaft in der Landesliga und steigen verdient in die Oberliga Nord auf. Getrauert wird allerdings im BFV auch. Hans Ihler, bis 1964 Vorsitzender des BFV, verstarb im Alter von 77 Jahren.

Eine Städtepartnerschaft mit Danzig beginnt im Jahr 1977: Lechia Gdansk unternimmt eine 17-stündige Busreise an die Weser. Im August erfolgt der Gegenbesuch der Bremer in Polen. In den späteren Jahren wurde die Freundschaft vertieft. Geschichte ist fortan hingegen der TuS Bremerhaven 93. Er muss mit dem OSC Bremerhaven fusionieren, um den gerade errungenen Aufstieg in die 2. Bundesliga wahrnehmen zu können. Die DFB-Statuten sehen zu dieser Zeit vor, dass ein Verein über mindestens zehn Amateurmannschaften verfügen muss, wenn er in der 2. Bundesliga spielen will. Da die Amateurteams des TuS bereits zu den Olympischen gewechselt waren, folgt ihnen nun auch das Profiteam. Im Weser-Stadion feiert die deutsche B-Nationalmannschaft vor 15.000 Zuschauern einen 1:0-Sieg über Italien.

Hermann Duhnenkamp aus dem BFV-Vorstand (l.) übergibt die 75. Flutlichtanlage offiziell an Jürgen Behrmann, den Jugendleiter des ESV Blau-Weiß. (Foto: Archiv)

Hermann Duhnenkamp aus dem BFV-Vorstand (l.) übergibt die 75. Flutlichtanlage offiziell an Jürgen Behrmann, den Jugendleiter des ESV Blau-Weiß. (Foto: Archiv)

Mit einem kleinen Jubiläum startet der BFV in das Jahr 1978. Die 75. Flutlichtlichtanlage im BFV-Gebiet steht fortan beim ESV Blau-Weiß. Weiterhin wartet Bremen auf ein richtiges A-Länderspiel der DFB-Auswahl. In einem Brief an den Deutschen Fußball-Bund bittet der BFV-Vorstand darum, dass Bremen im kommenden Jahr doch auch als Spielort berücksichtigt werden möge. Einen Aufstieg gibt es auch zu feiern. Der Bremer SV jubelt über seine fünfte Landesmeisterschaft und schafft als Gewinner der Aufstiegsrunde den Sprung in die Amateuroberliga. Einen weiteren Titel darf die Bremerhavener Kreisauswahl feiern. Beim internationalen Seehafenturnier im englischen Harwich gewinnt die Mannschaft um Trainer Bernd Fricke den Titel und damit den „Charity Cup“. Für den OSC Bremerhaven läuft es in der 2. Bundesliga hingegen nicht so gut. Er verpasst den Klassenerhalt und muss nach nur einem Jahr wieder absteigen.

Nur ein Jahr später ist die Trauer über den Abstieg komplett verflogen. Als Oberliga-Vizemeister feiert der OSC die direkte Rückkehr in die zweithöchste Klasse. Und es gibt noch einen Grund zum Jubeln. Der Blumenthaler SV erkämpft den Titel der höchsten Bremen Liga, die jetzt Verbandsliga heißt, und den Aufstieg in die Amateuroberliga. Wieder findet ein Spiel einer Bremer Auswahl gegen Lechia Danzig statt. Zwar muss sich die BFV-Elf in der polnischen Hafenstadt mit 0:3 geschlagen geben, die Freundschaft wird aber durch den Besuch weiter vertieft.

Sieg in England: Die Kreisauswahl aus Bremerhaven. (Foto: Archiv)

Sieg in England: Die Kreisauswahl aus Bremerhaven. (Foto: Archiv)

1980 ist es soweit: Erstmals seit 1939 findet wieder ein A-Länderspiel in Bremen statt: Deutschland bezwingt Malta im EM-Qualifikationsduell vor 3.000 Zuschauern im Weser-Stadion mit 8:0. Kuriose Anekdote: Am Rande des Spiels warten 100 Übungsleiter vergeblich auf Ex-Bundestrainer Helmut Schön, der im „Grollander Krug“ referieren wollte. Doch sein Flieger bleibt im Nebel am Boden und Verbandstrainer Heinrich Tünnermann springt für ihn ein. Schon drei Monate später spielt erneut eine weitere DFB-Auswahlmannschaft im Weser-Stadion auf. Die Schülermannschaft von Dietrich Weise bezwingt England vor 27.000 Mädchen und Jungen mit 2:0. Der Kreis Bremen-Nord feiert seinen 30. Geburtstag. Rund 200 Gäste feiern diesen ausgelassen im DJK-Zentrum. Der BFV selbst erweitert seine Verbindungen gen Osten: Der Sportverkehr zwischen Bremen und Riga wird offiziell mit dem Freundschaftsspiel zwischen der Landessauswahl und Daugava Riga aufgenommen. Die Gäste siegen 2:0, aber das Ergebnis steht nicht im Mittelpunkt. Doch es gibt nicht nur Grund zum Jubeln. Erstmals steigt mit dem SV Werder Bremen ein Gründungsmitglied aus der Bundesliga ab. Die Grün-Weißen nutzen aber die Chance zu einem umfassenden Neuaufbau, der in den Folgejahren kaum erfolgreicher sein konnte. Der OSC Bremerhaven steigt ebenfalls ab und muss zurück in die Oberliga. Mit dem Blumenthaler SV muss ein weiteres Bremer Team eine Klasse tiefer gehen. Die Nord-Bremer steigen aus der Amateuroberliga ab.

Der Neuanfang des SV Werder Bremen trägt 1981 bereits Früchte. Ein Jahr nach dem Abstieg aus der Bundesliga ist das Team um Trainer Otto Rehhagel wieder erstklassig. Der Bremer SV kann indes die Amateuroberliga nicht halten und kehrt in den BFV zurück. Eine große Ehre wurde unterdessen dem BFV-Vorsitzenden Herbert Bischoff zuteil. Er erhielt aus den Händen von Bremens Bürgermeister Hans Koschnik das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. In den Mittelpunkt rücken auch Bremer Unparteiische. Mit Hans-Joachim Osmers (ESV Blau-Weiß), Peter Mölm (Post SV Bremerhaven) und Günther Thielking (TSV Lesum-Burgdamm) ist erstmals ein reines Bremer Schiedsrichtergespann in der Bundesliga unterwegs. Noch einmal tritt eine deutsche B-Nationalmannschaft im Weser-Stadion an, aber nur 4.000 Zuschauer wollen das 3:0 über Irlands A-Elf erleben.

Susanne Reinhold von der SV Hemelingen (l.), hier im Spiel gegen Berlin, war dabei, als die Frauenauswahl des BFV erstmals zu einem Länderpokalturnier des DFB antrat. (Foto: Archiv)

Susanne Reinhold von der SV Hemelingen (l.), hier im Spiel gegen Berlin, war dabei, als die Frauenauswahl des BFV erstmals zu einem Länderpokalturnier des DFB antrat. (Foto: Archiv)

Die deutsche U 21-Auswahl kommt 1982 mit den Werderanern Benno Möhlmann und Jonny Otten vor 9.000 Zuschauern im Weser-Stadion zu einem 3:2-Erfolg über England, muss sich nach einem 1:2 im Hinspiel aber mit Platz zwei in der Europameisterschaft hinter den Briten zufriedengeben. Immerhin: Trotz einiger Kritik vergibt der DFB nach wie vor regelmäßig Länderspiele nach Bremen. Die erste Frauenauswahl des Bremer Fußball-Verbandes verliert ihre Länderpokal-Premiere in Nortorf gegen Schleswig-Holstein mit 0:4. Gegen Berlin setzt es sogar ein 0:6, aber später gelingt ein 1:1 gegen Hamburg. Rund 500 Besucher sehen das erste Länderpokalspiel auf Platz 11 am Weser-Stadion.

Rudi Völler ist der Name, der 1983 in aller Munde ist. Der Werderprofi wird nicht nur Torschützenkönig in der Bundesligasaison 1982/1983, die Sportjournalisten der Republik wählen ihn auch zum „Fußballer des Jahres“. Der „Roland“ bezeichnet den Mittelstürmer nicht zu Unrecht als „ein Stück bester Bremen-Werbung“. Über die Amateure des SV Werder darf an dieser Stelle vielleicht auch einmal ein Wort verloren werden. Sie holen den Roland-Pokal in diesem Jahre bereits zum fünften Mal in der Vereinsgeschichte. Vierzehn weitere Pokalsiege werden bis 2004 noch folgen, doch das weiß zu diesem Zeitpunkt natürlich noch niemand.

Jubel in ganz Bremen: Die Herrenauswahl holt 1984 den Amateur-Länderpokal an die Weser. (Foto: Archiv)

Jubel in ganz Bremen: Die Herrenauswahl holt 1984 den Amateur-Länderpokal an die Weser. (Foto: Archiv)

Im Mittelpunkt des Jahres 1984 steht eindeutig die Herrenauswahl des BFV. Sie gewinnt am 24. April den Amateurländerpokal. 4.000 Zuschauer sehen im Finale einen 3:1-Sieg über Bayern im Weser-Stadion. Ein großes Problem stellt in diesen Jahren immer noch der anhaltende Schiedsrichtermangel dar. Zwar gibt es inzwischen das sogenannte Schiedsrichtersoll, nachdem die Vereine dem Verband für jede gemeldete Mannschaft auch einen Schiedsrichter zu melden haben, doch nachhaltig sorgt diese Regelung nicht für Abhilfe. Viele Clubs nehmen lieber die Strafe für fehlende Schiedsrichter in Kauf, statt sich um den Schiedsrichternachwuchs zu bemühen. Im Juli reist die Landesauswahl des BFV erneut nach Riga, kassiert dort aber im mittlerweile dritten Freundschaftsspiel auch bereits die dritte Niederlage. Der „Roland“ titelt dennoch: „Riga war wieder eine Reise wert.“

Das Jahr 1985 macht da weiter, wo das vorherige Jahr aufgehört hatte: Mit Bremer Titeln im überregionalen Amateurfußball. Diesmal sind es wieder die Amateure des SV Werder, die von sich reden machen. Sie holen nach einem 3:0-Erfolg über den DSC Wanne-Eickel zum zweiten Mal die Deutsche Amateurmeisterschaft an die Weser. Im Weser-Stadion trafen Dirk Lellek, Frank Ordenewitz per Foulelfmeter und Gunnar Sauer für die Grün-Weißen. Und am 29. Juni geht schließlich eine Ära zu Ende. Herbert Bischoff, der den Verband seit 1964 führt, stellt sein Amt zur Verfügung. Die Gesundheit spiele im Alter von nunmehr 65 Jahren nicht mehr so mit, erklärt Bischoff seine Entscheidung. Sein Stellvertreter Egon Kähler von Rotweiß Aumund übernimmt auf dem Verbandstag und fortan den Posten des ersten Mannes im BFV. Hans-Werner Busch und Dieter Jerzewski werden seine Stellvertreter, Egon Nackenhorst komplettiert das neue Präsidium als Beisitzer. Ende des Jahres verabschiedet sich auch Heinrich Tünnermann als Verbandstrainer. Wilfried Zander tritt in seine Fußstapfen.

Morgen bei „75 Jahre Bremer FV“: Die Jahre 1986 bis 1995

[bfv]

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