#FUSOJAfriday: Das war unser FSJ beim Bremer FV

02. August 2019

Ein Jahr ist manchmal schneller vorbei, als man denkt. So ging es auch unseren FSJ-lern Lea Taubert und Rune Orb, deren #FUSOJA Ende August endet. Im großen Interview mit bremerfv.de-Mitarbeiter Oliver Baumgart sprechen die beiden über ihr FSJ beim BFV, über ihre Zukunft und geben ihren Nachfolgern wertvolle Tipps.

Euer FSJ beim BFV, das #FUSOJA neigt sich langsam dem Ende entgegen. Wie lautet Euer Fazit?

Lea: Insgesamt blicke Ich auf eine schöne und erfahrungsreiche Zeit zurück, die im Großen und Ganzen schnell umging. Das #FUSOJA hat mir aber nicht nur persönlich weitergeholfen, wir sind dem Ziel, den Mädchenfußball voranzubringen, auch ein Stück nähergekommen. Man wird wertgeschätzt und bekommt zu spüren, was für eine großartige Arbeit man leistet und wie gut das Thema aufgenommen wird.

Rune: Für mich persönlich war das #FUSOJA eine größtenteils von Spaß geprägte Zeit. Auch wenn sicherlich noch nicht alles komplett rund lief, so hat mir gerade die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen extrem viel Spaß gemacht und viele schöne Erinnerungen beschert. Zudem konnte ich meine Fußballbegeisterung jeden Tag voll und ganz ausleben und habe durch die Arbeit in der Geschäftsstelle einen interessanten Einblick „hinter die Kulissen“ bekommen. Auch die Teilnahme an großen Events wie dem LOTTO-Masters um den Sparkasse Bremen-Cup in der ÖVB-Arena oder dem LOTTO-Pokal Finale waren für mich einmalige Erlebnisse. Und auch wenn es in der Schule oder bei Turnieren immer wieder zu ungewohnten und stressigen Situationen kam, so glaube ich, dass ich gerade daran durchaus gewachsen bin und sehr viel mitnehmen konnte. So fühle ich mich mittlerweile zum Beispiel deutlich sicherer und souveräner was das Anleiten und Sprechen vor einer großen Gruppe angeht. Hinzu kommt, dass auch die weiteren Bestandteile des FSJ, wie die Trainerlehrgänge und gerade die Seminare und Seminarfahrten sehr lehrreich waren, primär aber vor allem unglaublich viel Spaß gemacht haben. Ich konnte so auch viele neue Kontakte, beispielsweise mit anderen FSJ-lern knüpfen.

Lea Taubert blickt auf ein ereignisreiches Jahr zurück. (Foto: Oliver Baumgart)

Lea Taubert blickt auf ein ereignisreiches Jahr zurück. (Foto: Oliver Baumgart)

Das hört sich so an, als würdet Ihr Euch also wieder für ein FSJ in dieser Konstellation entscheiden.

Rune: Ja, definitiv! Nach dem Abitur war ich mir über meine Zukunft noch stark im Unklaren, daher hat mir gerade die Verteilung auf drei verschiedene Einsatzstellen sehr geholfen, weil ich mich so in vielen unterschiedlichen Bereichen ausprobieren konnte, was die Orientierung für meine Zukunft spürbar erleichtert hat. Hinzu kommt, dass es mir das FSJ beim Fußball-Verband ermöglicht hat, mich jeden Tag mit Fußball zu beschäftigen, sodass sich die Dienstzeit häufig mehr wie Freizeit als wie Arbeitszeit anfühlte. Daher blicke ich, obgleich es sogar noch viel Potential nach oben gibt, absolut zufrieden auf das vergangene Jahr zurück.

Lea: Für mich war es auch in jeden Fall die richtige Entscheidung. Durch die Kooperation des BFV mit Schulen und Vereinen war es ein sehr abwechslungsreiches Jahr und man war nicht nur an einem Einsatzort, sondern an vier. Die Einsatzorte lagen in meinem Fall zum Glück auch noch dicht beieinander. Durch die verschiedenen Komponenten lernte ich unterschiedliche Persönlichkeiten und Arbeiten kennen. So intensiv erlebt man das alles innerhalb vermutlich woanders nicht.

 

Was waren denn die Hauptaufgaben, die Ihr im Verband hattet?

Rune: In der Geschäftsstelle des Verbandes war ich unter Anderem für die Vor- und Nachberichterstattung der Bremen-Liga zuständig. Zudem wurde ich mehrfach in die Organisation verschiedener Turniere, wie dem ÖVB Girls-Cup, eingebunden. Des Weiteren war ich für das Annehmen und Versenden der Post verantwortlich, nahm Telefonate entgegen, kümmerte mich um Spielerpässe und erledigte ansonsten unzählige kleinere Arbeiten, die im Laufe des Tages so anfielen.

Lea: Das deckt sich auch weitgehend mit meinen Tätigkeiten. Auch ich habe regelmäßig das Medienteam der Bremen-Liga beim Schreiben von Texten unterstützt. Die Spielerpässe auszudrucken und zu versenden ist mit dem 1. Juli weggefallen, weil es ja inzwischen den digitalen Spielerpass gibt und keine Pässe mehr gedruckt werden. Ansonsten gehörten, wie Rune schon sagte, alle möglichen Arbeiten, die in der Geschäftsstelle anfielen, zu unseren Aufgaben.

 

Neben dem Verband seid Ihr auch in der Schule aktiv gewesen. Wie sahen dort Eure Aufgaben und Euer Alltag aus?

Lea: Ich war sogar an zwei Schulen, einer Grundschule und an einer Oberschule, aktiv. Bei den kleineren Kids erstellten wir den Plan, die Mädchen und Jungs für den Fußball zu trennen und dann nochmal zu differenzieren, ob sie bereits im Verein spielen oder nicht. So entstanden mehrere Gruppen, die ich denn jeweils für einen Unterrichtsblock mit in die Turnhalle nehmen konnte. Bei der Oberschule hingegen führte ich eine feste Mädchenfußball Werkstatt, hatte also jede Woche mit den gleichen rund fünfzehn Mädchen zu tun. Zwischen den Unterrichtsblöcken durfte ich in der Sporthalle die Aufsicht führen und konnte dadurch auch außerhalb des Unterrichts Einfluss auf die Kinder nehmen. Meistens haben wir die Zeit natürlich zum Fußballspielen genutzt. Nach dem Unterricht habe ich die Betreuung der Kinder übernommen, bis ihre Eltern sie von der Schule abholen konnten.

Rune: Ich war an der Gesamtschule Bremen-Ost im Einsatz. Dort habe ich drei Fußball-AGs angeleitet, jeweils eine für Mädchen in der fünften sowie der sechsten Klasse, und zusätzlich eine für Jungs in der siebten. Des Weiteren hatte ich eine achte Klasse im regulären Sportunterricht, gemeinsam mit einem erfahrenen Lehrer, und ich trainierte die Mannschaft der Wettkampfklasse IV bei „Jugend trainiert für Olympia“. Außerdem wurde ich noch als Mittagspausenaufsicht im so genannten „Schülertreff“ eingesetzt. Da all dies im Grunde auf nur zwei volle Tage verteilt war, fühlte sich mein Schulalltag tatsächlich an, wie der eines richtigen Lehrers: Man muss pünktlich zur ersten Stunde da sein, man geht in den Pausen und Freistunden mit den Kollegen ins Lehrerzimmer und verbringt insgesamt den ganzen Arbeitstag in der Schule.

Rune Orb will dem Mädchenfußball auch nach seinem #FUSOJA treu bleiben. (Foto: Oliver Baumgart)

Rune Orb will dem Mädchenfußball auch nach seinem #FUSOJA treu bleiben. (Foto: Oliver Baumgart)

Drittes Element in Eurem #FUSOJA war die Arbeit im Verein. In welchen Clubs wart Ihr aktiv, was habt Ihr dort gemacht und wie wurdet Ihr aufgenommen?

Rune: Ich war für den SC Borgfeld aktiv, wo ich Teil des Trainerteams der Ballschule beziehungsweise der G-Junioren, sowie der C-Juniorinnen war. Dies hat von Anfang an enorm viel Spaß gemacht, auch weil die anderen Trainer und Verantwortlichen stets nett und sehr zuvorkommend waren und der Verein insgesamt einen ziemlich sympathischen Eindruck machte. Auch die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen hat mir extrem gut gefallen, auch weil beispielsweise im Vergleich zur Schule die Eigenmotivation der Spieler wesentlich höher und die generelle Atmosphäre deutlich lockerer ist, was neben den sportlichen Aspekten viel Spielraum für lockere Gespräche und schlichtweg viel Spaß eröffnet.

Lea: Ich war beim FC Union 60 tätig, wurde dort total super aufgenommen und auch direkt mit ins Geschehen eingebunden. Ich trainierte die B- Juniorinnen, die D- Juniorinnen, die F- Junioren und zur Hallenzeit auch noch die E-Juniorinnen. Das hat Spaß gemacht, auch in so verschiedenen Altersklassen unterwegs zu sein und Erfahrungen sammeln zu können. Highlight im Verein war zweifelsohne die Teilnahme an einem Turnier in den Niederlanden, zu dem wir mit drei Mannschaften gereist sind und auch recht erfolgreich abgeschnitten haben. An dem gemeinsamen Wochenende, konnte man die Kinder so noch einmal viel besser kennenlernen, als im Trainings- oder Spielbetrieb.

 

Habt Ihr in Schule und Verein zum ersten Mal mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet oder hattet Ihr bereits Erfahrungen damit?

Rune: Ich habe in der neunten Klasse einmal ein zweiwöchiges Praktikum an einer Grundschule absolviert, abgesehen davon verfügte ich über keinerlei Vorerfahrungen. Dies führte zwar nicht unbedingt zu Problemen, war jedoch gerade zu Beginn des FSJ sehr ungewohnt. Beim SC Borgfeld hielt sich dies eigentlich noch in Grenzen, da ich aus eigener Erfahrung natürlich schon viele Trainingseinheiten miterlebt hatte und auch ansonsten mich gut genug mit Fußball auskannte, um zumindest den Kindern noch etwas beibringen zu können. An der Schule war das Ganze schon deutlich merkwürdiger, vor Allem weil ich mich so kurz nach dem Abitur eigentlich noch deutlich mehr als Schüler, als als Lehrer fühlte. Auch kannte ich mich mit Unterrichten überhaupt nicht aus, sondern übernahm im Grunde alles, was ich tat, von meinen eigenen, alten Lehrern. Auch an den geringen Altersunterschied von teilweise weniger als vier Jahren zu meinen Schülern, musste ich mich erst einmal gewöhnen, da es sich schon etwas merkwürdig anfühlt, wenn diese mich als Lehrer und Autorität wahrgenommen und entsprechend meine Anweisungen befolgt haben, obwohl ich mich selbst noch gar nicht wirklich als eine solche Autoritätsperson gefühlt habe. Auch dass ich natürlich mit „Herr Orb“ statt „Rune“ von den Schülern angesprochen wurde, trug dazu bei, dass ich einige Wochen brauchte, bis ich mich in die Lehrerrolle eingelebt hatte.

Lea: Ich kam auch das erste Mal mit größeren Kindergruppen in Berührung, und brauchte dementsprechend meine Einlaufzeit. Aber nach einer kleinen Eingewöhnungszeit lief eigentlich alles super. Da ich an der Oberschule auch mit Inklusionskindern zu tun hatte, kam nochmal ein ganz anderer Aspekt dazu, den ich vorher nicht kannte. Damit umzugehen war aber allerdings überhaupt nicht schwierig. Die Kinder sahen mich insgesamt zwar als Autoritätsperson an, das Miteinander war allerdings eher freundschaftlich ausgeprägt. Anders als bei Rune habe ich bei den Kindern nicht auf das Siezen bestanden, sodass ich nicht „Frau Taubert“, sondern „Lea“ war. Sowohl beim Verband, als auch in der Schule und im Verein hatten wir immer feste Ansprechpersonen, die uns helfend zur Seite standen und uns immer unterstützten falls wir einmal auf Schwierigkeiten stießen. Dazu trafen sich alle Verantwortlichen in einem regelmäßigen Abstand, um sich auszutauschen und so Schwierigkeiten gar nicht erst entstehen zu lassen. Das hat in meinen Augen sehr gut funktioniert.

 

Jetzt, wo Eurer #FUSOJA bald vorbei ist: Wie geht es mit Euch beruflich weiter?

Rune: Ich habe mich auf einen Zwei-Fächer-Bachelor mit Politikwissenschaften als Haupt- und Medien- und Kommunikationswissenschaften als Komplementärfach an der Uni Bremen beworben und hoffe, in den nächsten Tagen dort angenommen zu werden. Welchen Beruf ich damit später genau ausüben will, ist zwar noch ziemlich offen, ich könnte mir aber vorstellen, etwas in Richtung Journalismus zu machen.

Lea: Konkrete Pläne habe ehrlich gesagt noch nicht, das #FUSOJA hat mich aber in dem Gedanken bestärkt, in Zukunft etwas in Richtung Sport zu machen. Lehramt, Sportwissenschaften oder Sportmanagement sind in jedem Fall Wege, die mich konkret interessieren.

 

Und sportlich? Ihr spielt ja beide aktiv Fußball, Lea ist sogar aufgrund des #FUSOJAs von Bremerhaven nach Bremen gewechselt. Lea, bleibst Du weiterhin in Bremen am Ball, oder zieht es Dich wieder in die Heimat nach Bremerhaven zurück?

Lea: Ich bleibe weiterhin dem Fußball in Bremen erhalten. Ich habe auch mit dem TuS Schwachhausen eine Topmannschaft gefunden, die mich richtig gut aufnahm, und in der ich viel lernen und mich weiterentwickeln konnte und noch kann.

 

Habt Ihr, außer selbst zu spielen, auch konkrete Pläne, in einem Verein aktiv mitzuarbeiten und zum Beispiel eine Mannschaft zu trainieren, oder könnt Ihr es euch in der Zukunft vorstellen?

Lea: Konkrete Pläne sind noch nicht gemacht, aber ich kann mir das in jedem Fall vorstellen. Allerdings muss sich dafür auch die Zeit finden. Durch das #FUSOJA habe ich gelernt, wie viel Zeit man in das Trainersein investieren muss, und wenn ich etwas mache, dann richtig.

Rune: Sofern ich meinen Studienplatz hier in Bremen bekomme, und nichts Unvorhergesehenes dazwischen grätscht, werde ich die Borgfelder C-Mädchen definitiv weiter trainieren. Gerne würde ich auch bei der G-Jugend weitermachen, nur lässt sich das zeitlich dann insgesamt schwer mit dem Studium vereinbaren, zumal ich ja auch noch selber aktiv Fußball spiele. Trotzdem kann ich mir absolut vorstellen, die C-Juniorinnen oder auch andere Teams längerfristig zu trainieren.

 

Auch den Verband habt Ihr ja gut kennengelernt. Gibt es von Eurer Seite das Interesse, Euch nach Eurem #FUSOJA ehrenamtlich im BFV zu engagieren?

Rune: Grundsätzlich ja, allerdings ist auch hier der Zeitmangel das große Problem. Ich könnte mir aber gut vorstellen, zum Beispiel weiterhin bei der Bremen-Liga-Berichterstattung zu helfen.

Lea: Darüber habe ich bisher noch nicht nachgedacht, zumal es natürlich auch davon abhängt, wie es beruflich bei mir weitergeht.

 

Zu guter Letzt: Was könnt oder wollt Ihr Euren Nachfolgern, die ja am 5. August in ihr #FUSOJA starten, mit auf den Weg geben?

Rune: Ich kann ihnen eigentlich nur raten, das #FUSOJA ganz locker anzugehen und vor allem offen für neue Erfahrungen zu sein. Zudem sollte man gerade für die Arbeit mit den Kindern natürlich viel Begeisterungsfähigkeit, aber auch viel Geduld und gerade an der Schule ein stabiles Nervenkostüm mitbringen. Dann allerdings glaube ich, dass einem spaßigen Jahr mit vielen wirklich schönen Momenten eigentlich nichts im Wege steht, und auch wenn ich noch nicht studiere, glaube ich, dass das FUSOJA eine wesentliche entspanntere Zeit ist, als das Studium, weswegen man einfach versuchen sollte diese Zeit, so gut es eben geht, zu genießen.

Lea: Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Unsere Nachfolger brauchen sich keinen Stress zu machen, denn sie haben tolle Arbeitskollegen, die ihnen in jeder Lage helfen werden. Kurzum: Genießt die Zeit.

[oba]

Mehr zum Thema: