Stellungnahme zu Medienberichten über Ermittlungen gegen zwei ehemalige Vereinsjugendtrainer

19. November 2020

Zu Medienberichten über Ermittlungen gegen zwei ehemalige Vereinsjugendtrainer, die nicht mehr aktiv sind, nimmt der Bremer Fußball-Verband (BFV) wie folgt Stellung:

Der Bremer Fußball-Verband ist in keinem der beiden Ermittlungsverfahren nach heutigem Stand Verfahrensbeteiligter, noch gab es hierzu einen Austausch mit oder eine Anfrage der Staatsanwaltschaft. Die strafrechtlichen Vorwürfe beziehen sich nach Kenntnis des Verbandes bei beiden Fällen nicht auf Straftaten im Rahmen der Tätigkeit als ehrenamtlicher Mitarbeiter des BFV.

Von Verdachtsmomenten und polizeilichen Ermittlungen gegen seinen ehemaligen Vorsitzenden der Kommission Futsal und ehemaligen Trainer der Futsal-Landesauswahl der Herren hat der BFV am 24.09.2020 informell erfahren. Der BFV-Mitarbeiter selbst hatte jedoch bereits am 28.07.2020 per E-Mail erklärt, seine Ämter im BFV aus gesundheitlichen Gründen mit sofortiger Wirkung abzugeben. Da am 24.09.2020 nach Kenntnis des BFV bereits polizeiliche Ermittlungen liefen und eine Zugehörigkeit des Mitarbeiters zum BFV nicht mehr gegeben war, gab es keine Veranlassung für weitere Handlungen. Zu keinem Zeitpunkt seiner Tätigkeit für den BFV war der Mitarbeiter mit der alleinigen Betreuung Minderjähriger betraut. Es handelte sich im Gegensatz zu Teilen der Berichterstattung auch nicht um einen Jugendtrainer des BFV oder eines dem BFV angeschlossenen Vereins.

Im zweiten Fall wurde der BFV im Oktober 2019 durch einen seiner Mitgliedsvereine über eine Strafanzeige gegen einen Jugendtrainer des betroffenen Vereins informiert. Der Beschuldigte war Mitglied des Verbandsgerichts des BFV. Der Betroffene wies seinerzeit die Vorwürfe als haltlos zurück. In einer äußerst schwierigen Abwägung zwischen den bis heute nicht geklärten Vorwürfen und der im Rechtstaat geltenden Unschuldsvermutung hatte der BFV sich zum damaligen Zeitpunkt entschieden, den Mitarbeiter zunächst im Verbandsamt zu belassen, auch weil er als Beisitzer des Verbandsgerichts keinerlei individuelle Kontakte zu jugendlichen und minderjährigen Personen hatte. Aufgrund der Dauer des Verfahrens hat der Verbandsbeirat das Mitglied des Verbandsgerichts inzwischen aber seines Amtes enthoben.

Der Vorgang wurde nunmehr intern einer kritischen Analyse unterzogen. Dabei hat der BFV festgestellt, dass eine sofortige Beendigung des Ehrenamtes bzw. ein Ruhenlassen der Funktion während der laufenden Ermittlungen im Nachhinein die richtige Entscheidung gewesen wäre. Dieser Fall hat dem BFV verdeutlicht, dass auch für die Vorbildfunktion bereits beim leisesten Verdacht von sexuellem Missbrauch im Sport konsequentes Handeln der einzig richtige Weg ist.

Der BFV ist sich seiner Rolle im gesellschaftlichen Leben bewusst und bietet vor allem Kindern im Vereinsleben den ersten Kontakt zu verschiedensten Menschen jeglicher Altersstufen. Jeder Verein lebt davon, dass sich Ehrenamtliche für die Gemeinschaft engagieren und ihre Fähigkeiten und Eigenschaften einbringen. Niemand kann jedoch Menschen hinter die Stirn blicken. Trotz größter Sorgfalt der Vereine können sexuelle Belästigung oder sexueller Missbrauch leider nie ganz ausgeschlossen werden. Aber man kann potenziellen Tätern durch eine Kultur des Hinsehens, einen offenen Umgang mit dem Thema in den Vereinen und konsequentem Handeln bereits beim Anfangsverdacht die Taten erschweren. Deshalb hat der BFV bereits vor einigen Jahren einen Ansprechpartner für das Thema sexualisierte Gewalt installiert, der den Vereinen beratend zur Seite steht und sie gegebenenfalls an eine geschulte Institution vermitteln kann.

An erster Stelle und im Interesse aller Beteiligten steht, Kinder vor jeglichen sexuellen Übergriffen bzw. sexuellem Missbrauch zu schützen, und bestmöglich präventiv bei diesem Thema zu arbeiten. Um Vereine bei dieser Aufgabe zu unterstützen, haben der DFB und seine Landesverbände mit ihrer Broschüre „Kinderschutz im Verein“ einen Leitfaden erstellt, der jedem Verein die Möglichkeit gibt, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und je nach den individuellen Gegebenheiten im Verein oder persönlich Maßnahmen zu treffen.

Auf lokaler Ebene kooperiert der BFV mit dem Kinderschutzbund und führt Gespräche, um gemeinsame Projekte zu erarbeiten. Zusätzliche Unterstützung bei dem Thema Prävention von sexualisierter Gewalt bietet der BFV in Kooperation mit dem Landessportbund Bremen (LSB), um sexualisierte Gewalt zu thematisieren, bevor ein Verein durch einen Vorfall unmittelbar und unvorbereitet damit konfrontiert wird. Um dies fachgerecht durchführen zu können, gibt es die Möglichkeit von umfangreichen Seminaren mit geschulten Referent*innen durch den LSB.

[bfv]