Amateurfußball-Kongress beschließt Handlungsempfehlungen

27. September 2023

276 Delegierte haben beim 4. Amateurfußball-Kongress des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) über die Zukunft des Fußballs an der Basis diskutiert. An den drei Kongresstagen auf dem DFB-Campus in Frankfurt am Main standen drei Themen besonders im Fokus: Spielbetrieb, Frauen- und Mädchenfußball sowie Vereine und Schiedsrichter*innen.

Drei Fragestellungen stehen im Fokus: Welche Auswirkungen hat das veränderte Freizeitverhalten auf den organisierten Spielbetrieb, und welche Anpassungen sind nötig, um weiterhin bundesweit Menschen jedes Alters für den Fußball zu begeistern? Wie lassen sich noch mehr Frauen und Mädchen für den Fußball auf und neben dem Platz gewinnen? Wie gehen wir im Fußball miteinander um, und was hat das mit dem Mangel an Schiedsrichter*innen zu tun? Zu jedem dieser Bereiche wurden in Workshop-Phasen konkrete Handlungsempfehlungen abgeleitet und priorisiert. Sie werden in den Masterplan Amateurfußball des DFB aufgenommen und zielgerichtet weiterentwickelt.

Andreas Iversen (3.v.r.) in einer Workshop-Phase. (Foto: Gero Groenhoff)

Diese Handlungsempfehlungen erhielten die meisten Stimmen der Teilnehmer*innen:

Spielbetrieb:

  1. Flexibilisierung von Ordnungen und Durchführungsbestimmungen (z.B. Anzahl der Ein-/Auswechslungen, Zeitstrafen, Dauer von Sperren) und anschließend bundeweite Harmonisierung durch DFB und Landesverbände,
  2. Entwicklung eines Maßnahmenkatalogs zur Flexibilisierung des Spielbetriebs (z.B. Staffelgrößen, Highlightspiele/Relegation) durch DFB und Landesverbände,
  3. Schaffung von Rahmenbedingungen (u.a. mithilfe digitaler Tools) zur Ligaeinteilung nach geografischen Aspekten (kreis- und bezirksübergreifend).

Alle Handlungsempfehlungen zum Spielbetrieb im Überblick.

Frauen- und Mädchenfußball:

  1. Kooperation zwischen KITA/Schule und Verein: Benennung einer verantwortlichen Person in den Landesverbänden, die Netzwerke zu relevanten Institutionen (z.B. Landesschulbehörde) aufbaut und die Vereine bei dem Aufbau einer Kooperation unterstützt (z.B. Leitfaden),
  2. Flexibilisierung des Spielbetriebs durch die Entwicklung eines Maßnahmenkatalogs zur Umsetzung zielgruppengerechter Angebote (z.B. Spielfeld- und Mannschaftsgröße) auf Basis einer Status-quo-Analyse,
  3. Strategische Förderung von weiblichen Ehrenamtlichen auf allen Ebenen (DFB, LV, Kreise und Vereine).

Alle Handlungsempfehlungen zum Frauen- und Mädchenfußball im Überblick.

Vereine und Schiedsrichter*innen:

  1. Etablierung von Schiri-Beauftragten in den Vereinen und Erstellung eines unterstützenden Leitfadens (Gewinnung und Betreuung der eigenen Schiedsrichter*innen, Gastgeberrolle bei Heimspielen, Verankerung der Person in den Vereinsvorstand, Beeinflussung des Zuschauer*innen- und Elternverhaltens, Organisation des Platzordnungsdienstes),
  2. Alternative Sanktionsmöglichkeiten: Umwidmung von Strafen gegen Offizielle auf Spieler*innen, Punktabzug, Anti-Gewalt-Training als Auflage, Besuch eines Lehrabends bei Respektlosigkeit bzw. grober Unsportlichkeit,
  3. Betonung der Vorbildfunktion des Profifußballs durch eine Kampagne von DFB und DFL für mehr Respekt im Fußball,
  4. Perspektivwechsel mithilfe eines Austauschformats zwischen Schiris, Vereinen und Sportgerichten, einer Regelkundeschulung und Workshops in den Vereinen.

Alle Handlungsempfehlungen zum Thema „Vereine und Schiedsrichter*innen” im Überblick.

Auf Basis der priorisierten Handlungsempfehlungen des Kongresses koordiniert die Steuerungsgruppe Amateurfußball nun die weiteren Arbeitsprozesse. In vertiefender und enger Einbindung der verschiedenen Fachbereiche der Fußballorganisation, aber auch der Kongressteilnehmer*innen, werden Maßnahmen zur Ergänzung des laufenden „Masterplans Amateurfußball“ entwickelt. Diese werden dem DFB-Vorstand zum Beschluss vorgelegt und sollen anschließend bundesweit umgesetzt werden.

Für den BFV waren Axel Viereck (FC Union 60), Ilka Böttcher (TV Eiche Horn), Marcell Büntig (TSV Farge-Rekum), Andreas Iversen (SFL Bremerhaven), Holger Franz (Vizepräsident) Nantke Penner (Vorsitzende Frauen- und Mädchenausschuss), Patrick von Haacke (Vorsitzender des Ausschusses für Recht und Satzung), Jens Dortmann (Geschäftsführer) und Gero Groenhoff (stellvertretender Geschäftsführer) nach Frankfurt gereist.

Die BFV-Delegation beim Amateurfußball-Kongress. (Foto: Christof Koepsel/Getty Images)

Stimmen aus der BFV-Delegation zum Amateurfußball-Kongress:

Nantke Penner: „Der Amateurfußball-Kongress war eine rundum gelungene Veranstaltung mit viel Raum zum Diskutieren und intensiven Behandeln der Themen. Nun gilt es, die gesammelten Impulse umzusetzen.“

Marcell Büntig: „Der Amateurfußball-Kongress war eine unglaublich tolle Veranstaltung. Die einzelnen Workshops zu den drei Hauptthemen Spielbetrieb, Mädchen- und Frauenfußball und Schiedsrichter waren sehr intensiv. Es war interessant auch mal zu hören wie andere Verbände und auch andere Vereine mit diesen Themen umgehen. Man konnte sich einige Tipps abholen aber auch einige gute Ideen und Erfahrungen weitergeben. Ich bin nun gespannt wie es mit den ausgearbeiteten Handlungsempfehlungen weitergeht.“

Axel Viereck: „Zweieinhalb Tage Amateurfußball-Kongress mit intensiven Diskussionen in Kleingruppen sind ganz schön anstrengend, vor allem, wenn man die Abende dann auch noch mit viel Smalltalk verbringt. Sie machen aber auch viel Spaß, weil man viel lernt und viele Kollegen anderer Landesverbände kennen lernt. Für mich insgesamt eine tolle Erfahrung.“

Andreas Iversen: „Das Kongress-Wochenende war einfach klasse! In toller Atmosphäre auf dem DFB-Campus wurden konkrete Maßnahmen erarbeitet, die den Amateurfußball hoffentlich noch ein Stück weiter voranbringen werden. Die Bremer Delegation zeigte sich hochmotiviert und war voller Herzblut dabei!“

Holger Franz: „Ich war begeistert vom Format sowie der perfekt gewählten Location DFB-Campus und fand den 4. Amateurfußball-Kongress im Ergebnis wirklich spitze! Die gemeinsam erarbeiteten Empfehlungen werden die Fußballbasis in der ganzen Republik nach vorne bringen. Wir brauchen mehr solcher Formate, in denen sich Basis sich einbringen kann. Ich bedanke mich ausdrücklich bei unseren versierten und hochmotivierten Teilnehmern für Ihr großartiges Engagement in Frankfurt.“

Gero Groenhoff: „Das Format des Amateurfußballkongresses und die angewandte Methodik während der Diskussionsrunden haben mich nachhaltig überzeugt. Der konstruktive Austausch mit den anderen Vereins- und Landesverbandsvertretern und das großartige Rahmenprogramm runden den Kongress vollständig ab. Aus den vielen guten Handlungsempfehlungen nun die richtigen Maßnahmen zu entwickeln ist eine herausfordernde Aufgabe.“

[dfb/oba]

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