Leher TS gelingt die Sensation im LOTTO-Pokal

25. Mai 2017

Die Leher TS ist Gewinner des LOTTO-Pokals der Männer. Den Bremerhavenern gelang gegen den haushohen Favoriten Bremer SV vor 1.512 Zuschauern im Stadion Obervieland die Sensation im Elfmeterschießen, das die LTS mit 9:8 für sich entscheiden konnte.

Von Beginn an entwickelte sich ein Spiel, dass den Zuschauern nicht sonderlich viele Strafraumszenen bieten sollte. Erwartungsgemäß verlegte sich die LTS in erster Linie auf das Verteidigen und überließ dem Bremer SV das Spiel mit dem Ball. Torgefahr strahlte beim BSV jedoch allenfalls Philipp Rockahr aus. Nach einer Ecke von Florent Aziri setzte er in der 10. Minute ein erstes Ausrufezeichen, verzog allerdings aus der Drehung. Bremerhaven konnte drei Minuten später eine von nur zwei Chancen des ersten Durchgangs verzeichnen, als Luan Muhaxheri plötzlich frei vor BSV-Keeper Christian Ahlers-Ceglarek auftauchte, den Routinier im Tor der Panzenbergkicker nicht überwinden konnte (13.).

Jan-Niklas Kersten (l.), hier im Duell mit Frithjof Rathjen, hatte die beste Chance für die Leher TS in der regulären Spielzeit.

Jan-Niklas Kersten (l.), hier im Duell mit Frithjof Rathjen, hatte die beste Chance für die Leher TS in der regulären Spielzeit.

Sieben Minuten später lies Marcel Wagner BSV-Verteidiger Denis Nukić gekonnt aussteigen und leitete so einen Konter für die Bremerhavener ein, an dessen Ende jedoch ebenfalls kein Führungstreffer stand (20.). Die Fans des Bremer SV hatten indes in der 36. Minute bereits den Torjubel auf den Lippen, als ein Flugkopfball von Nils Laabs nach einem Freistoß von Sebastian Kurkiewicz nur das Aussennetz streifte (36.). Die Einschläge kamen also näher an das LTS-Gehäuse, das Torhüter Marco Theulieres übrigens trotz eines im Abschlusstraining gebrochenen Ringfingers hütete. Nach dem Aussennetz folgte schließlich ein Treffer an den Innenpfosten, der aus einer verunglückten Flanke von Frithjof Rathjen resultierte, jedoch wieder ins Feld zurückprallte (43.).

Marcel da Graca Lopes im Duell mit Iurii Kotiukov.

Marcel da Graca Lopes im Duell mit Iurii Kotiukov.

Nach dem Seitenwechsel verflachte die Partie spielerisch, was in erster Linie daran lag, dass der BSV zunehmend versuchte, den erlösenden Führungstreffer zu erzwingen. Doch egal, was die Mannen von Trainer Fabrizio Muzzicato auch versuchten, stets war entweder noch ein Bremerhavener Bein im Weg, oder der BSV war nicht zwingend genug, wie beispielhaft ein schwacher Abschluss von Rockahr aus nur acht Metern zeigte, der Theulieres vor keine Probleme stellte (51.). Theulieres war auch im nächsten Duell mit Rockahr auf dem Posten, nachdem dieser eine Aziri-Flanke direkt nahm und am LTS-Keeper scheiterte (57.).

LTS-Torwart Marco Theulieres (BIldmitte) avancierte trotz gebrochenem Finger zum Matchwinner.

LTS-Torwart Marco Theulieres (BIldmitte) avancierte trotz gebrochenem Finger zum Matchwinner.

Für den Oha-Moment des zweiten Durchgangs sorgten allerdings die Leher in Person von Bundeswehr Nationalspieler Jan-Niklas Kersten, der aus rund 25 Metern sah, dass Ahlers-Ceglarek etwas zu weit vor seinem Gehäuse stand, und es per Heber einfach mal versuchte. Der Ball segelte allerdings knapp über das Tor (64.). Dem Bremer SV rannte nun zunehmend die Zeit davon und überhastete Abschlüsse waren die Folge. Zunächst drosch Maciej Kwiatkowski eine Aziri-Ecke deutlich über das Gehäuse (68.), bevor Iurii Kotiukov aus 22 Metern per Aufsetzer Theulieres das erste Mal annähernd vor echte Probleme stellte (84.). Am Ende der 90 Minuten hieß es allerdings 0:0 und so musste vom Punkt über den Pokalsieg entschieden werden.

Julian Bünting (l.) mit vollem Einsatz gegen Tim Rieckhof.

Julian Bünting (l.) mit vollem Einsatz gegen Tim Rieckhof.

Hier sparten die Akteure dann nicht an Toren, bis Aziri beim Stand von 2:2 an Theulieres scheiterte. Ahlers-Ceglarek hielt den BSV allerdings seinerseits mit einer Parade gegen Michael Szczygiel beim Stande von 3:3 im Rennen. Die Vorentscheidung fiel erst mit dem 19. Schuss, mit dem Christian Schwarz beim Stand von 8:8 an Theulieres scheiterte. Marcel Kwant hatte mit dem folgenden Elfmeter also den Pokalsieg und damit den Einzug in den DFB-Pokal für den Endspiel-Debütanten auf dem Fuß. Und er machte seine Sache souverän. Anschließend kannte der Jubel keine Grenzen mehr, auch wenn die Schützlinge von LTS-Coach Dennis Ley, die mit dem heutigen Pokalsieg im gesamten LOTTO-Pokal ohne Gegentor blieben, wohl noch die eine oder andere Stunde brauchen werden, um zu begreifen, was sie soeben erreicht hatten.

Da ist das Ding! LTS-Kapitän Stephen Zander (l.) präsentiert seinem Team den LOTTO-Pokal.

Da ist das Ding! LTS-Kapitän Stephen Zander (l.) präsentiert seinem Team den LOTTO-Pokal.

„Wir haben gegen die geballte Defensive der Leher TS heute kaum eine Lösung gefunden. Man hat deutlich gesehen, dass uns die Leichtigkeit aus der Liga fehlte und mit zunehmender Spieldauer lief uns dann natürlich mehr und mehr die Zeit davon“, bilanzierte BSV-Coach Muzzicato die Partie mit der er nicht zufrieden war. „Wenn man als haushoher Favorit in der gesamten Spielzeit nicht ein Tor erzielt hat, kann man sicherlich nicht von einer guten Leistung sprechen“, so Muzzicato.

Grenzenloser Jubel bei Spielern und Fans der Leher TS. (Fotos: dgphoto.de)

Grenzenloser Jubel bei Spielern und Fans der Leher TS. (Fotos: dgphoto.de)

„Wir haben heute zwar fast nur verteidigt, aber wir haben sehr gut verteidigt. Insbesondere mit unserer Disziplin ist es uns heute gelungen, den BSV von unserem Tor fernzuhalten. Mit fortschreitender Zeit wurde uns dann allerdings auch klar, dass wir es nur noch über das Elfmeterschießen zum Pokalsieg bringen konnten“, fasste LTS-Trainer Ley die Partie zusammen. „Ich bin heute unglaublich stolz auf meine Jungs und freue mich, dass wir jetzt die Chance haben, in den ganz großen Fußball hinein zu schnuppern“, ergänzt er. Elfmeterschießen hatte die LTS übrigens nicht geübt, „weil wir ehrlich gesagt nicht so optimistisch waren, es überhaupt bis dahin zu schaffen“, musste Ley zugeben. Dementsprechend war auch in Sachen Feierlichkeiten nichts geplant, doch Ley zeigt sich auch hier spontan: „Wir fahren nach Bremerhaven auf das Seestadtfest und werden da heute auf jeden Fall mal vernünftig die Lichter ausknipsen!“

[oba]

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