TS Woltmershausen gewinnt den BFV-Integrationspreis

10. Januar 2018

Zum zweiten Mal vergab der Bremer Fußball-Verband (BFV) den BFV-Integrationspreis. Am Abend wurden im Schütting, dem Sitz der Handelskammer Bremen, die Preisträger ausgezeichnet. Der erste Platz ging dabei an den TS Woltmershausen, der sich über 3.000,- Euro freuen darf. Insgesamt war der Preis mit 10.000,- Euro dotiert.

Die Mitgliedsvereine des BFV hatten die Möglichkeit, sich mit integrativen Projekten für den BFV-Integrationspreis zu bewerben. Das Motto „Zusammen zum Ziel“ drückt aus, worum es dem Verband bei diesem Preis geht. Nur als Gemeinschaft kann man erfolgreich sein. „Zusammen“ stehen in diesem Projekt auch der Bremer Fußball-Verband und sein Bundesligist, der SV Werder Bremen, der den Preis mit der Summe von 5.000,- Euro unterstützt. Amateure und Profis engagieren sich so gemeinsam.

Der DFB-Integrationsbeauftrage Cacau erzählte den Gästen seine persönliche Geschichte.

Der DFB-Integrationsbeauftrage Cacau erzählte den Gästen seine persönliche Geschichte.

„Mit dem BFV-Integrationspreis wollen wir neue integrative Projekte anstoßen, uns aber auch bei den Vereinen für die bisherige Integrationsarbeit bedanken. Auf und neben dem Platz wird schon viel in diesem Bereich geleistet, das zeigen nicht zuletzt die ausgezeichneten Projekte“, erläutert Björn Fecker, Präsident des Bremer Fußball-Verbandes. Dr. Hubertus Hess-Grunewald, Präsident und Geschäftsführer des SV Werder Bremen, ergänzt: „Werder Bremen fördert die Integration, sie ist wichtiger Bestandteil unserer gelebten Vereinskultur. Gerade als Fußball-Bundesligist legen wir in Bremen großen Wert auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit unserem BFV, um gemeinsam die integrative Arbeit im Fußball zu fördern und in der Gesellschaft weiter zu verankern.“

BFV-Präasident Björn Fecker, Werder-Präsident Dr. Hubertus Hess-Grunewald (v.l.) und Cacau (r.) sprachen in einer von Radio Bremen-Moderator Olaf Rathje geleiteten Talkrunde über den Fußball und die Integration.

BFV-Präasident Björn Fecker, Werder-Präsident Dr. Hubertus Hess-Grunewald (v.l.) und Cacau (r.) sprachen in einer von Radio Bremen-Moderator Olaf Rathje geleiteten Talkrunde über den Fußball und die Integration.

Eine fachkundige Jury, die mit Silke Harth (Migrations- und Integrationsbeauftragte des Landes Bremen), Olaf Orb (stellvertretender Leiter des Geschäftsbereiches Standortpolitik, Häfen, Verkehr bei der Handelskammer Bremen), Björn Fecker und Dr. Hubertus Hess-Grunewald hochkarätig besetzt war, wählte aus den Einsendungen insgesamt acht Projekte aus, die prämiert wurden und ihre Schecks aus den Händen eines ganz besonderes Gastes erhielten. Cacau, ehemaliger Nationalspieler und heutiger Integrationsbeauftragter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), war eigens aus Stuttgart angereist, um sich über die Arbeit der Vereine zu informieren und sie für ihren Einsatz und ihr Engagement auszuzeichnen.

Der TS Woltmerhausen ist Sieger des BFV-Integrationspreises 2017.

Der TS Woltmerhausen ist Sieger des BFV-Integrationspreises 2017.

Mit dem ersten Platz und damit 3.000,- Euro wurde der TS Woltmershausen ausgezeichnet. Die Geschichte des diesjährigen Integrationspreissiegers ist einerseits sinnbildlich für viele Vereine, andererseits aber auch wieder ganz besonders. Wie selbstverständlich hat der Verein in den vergangenen Jahren geflüchtete Menschen in ihre Reihen aufgenommen und sowohl offene Trainingsangebote organisiert, als auch eine direkte Beteiligung am Mannschaftstraining ermöglicht. Von Beginn an wurden beispielsweise für die Kinder „Tob Dich aus Tage“ in der Sporthalle Roter Sand durchgeführt. Der TSW hat sich aber darüber hinaus auch intensiv mit der Situation der Geflüchteten auseinandergesetzt. Ein Ergebnis dieser Auseinandersetzung war die Schaffung der Position einer Integrationsbeauftragten im Verein und die Veranstaltung von Informationsabenden für die Mitglieder, in deren Reihen auch Skepsis herrschte und Vorurteile kursierten. Diese auch inhaltliche Arbeit hat im Verein viele Hürden beseitigt. Durch gemeinsame Veranstaltungen und Besuche wurden die neuen Mitbewohner Woltmershausens auch in das Vereinsleben integriert. Aktuell hilft der Verein bei der Vermittlung von Praktikumsplätzen oder der Wohnungssuche, denn natürlich sollen die Wohnungen möglichst in der Nähe ihres TS Woltmershausen sein. Auch eine eigene Mannschaft haben die Geflüchteten im Verein, die von zwei jungen Menschen trainiert wird, die selbst erst vor einigen Jahren nach Deutschland gekommen sind. Einer von beiden hat im vergangenen Jahr die Übungsleiterlizenz erworben. Amtssprache im Team ist übrigens aufgrund der Vielzahl an Sprachen Deutsch. Zwei Spieler aus der Geflüchtetenmannschaft machen gerade ihre Übungsleiterlizenz und darüber hinaus besteht auch der Wunsch, einen Schiedsrichterschein zu machen.

Der zweite Platz ging an den TuS Komet Arsten.

Der zweite Platz ging an den TuS Komet Arsten.

Über den zweiten Platz und damit über einen Scheck über 2.000,- Euro durfte sich der TuS Komet Arsten freuen. In Obervieland ist der Verein in unmittelbarer Nähe zur zentralen Aufnahmestelle für Flüchtlinge in Bremen beheimatet. Durch diese Nähe und durch mehrere Flüchtlingswohnheime in der näheren Umgebung kam es zu vermehrten Anmeldungen in der Fußballabteilung des TuS. Die örtlichen Gegebenheiten in den sozialen Brennpunkten Kattenturm und rund um die Martin-Buber-Straße stellen für den Verein eine wichtige Möglichkeit dar, Gewalt, Intoleranz und Rassismus entgegenzuwirken. Auf seinem Minispielfeld macht der TuS ein offenes Spielangebot für die jungen Fußballer. Zudem kooperiert der Verein sehr eng mit der Eliteschule des Fußballs, dem Gymnasium Obervieland, den umliegenden Schulen und den Flüchtlingsheimen in der Umgebung. Das breit gefächerte Sportangebot hierfür bietet der Verein auf seinen Rasenplätzen oder der großen Sporthalle an. Möglich ist die vor allem durch die engagierten Trainer, die zum Teil selbst einen Migrationshintergrund mitbringen und ihren Schützlingen so bei Sprachproblemen auch über den Sport hinaus helfend zur Seite stehen. Verantwortung übernimmt der TuS Komet Arsten in Form der Übungsleitertätigkeit zudem bei den im Stadtteil organisierten Fußballnächten.

Den dritten Platz sprach die Jury mit dem ATSV Sebaldsbrück...

Den dritten Platz sprach die Jury mit dem ATSV Sebaldsbrück…

Den dritten Platz, der mit jeweils 1.500,- Euro dotiert wurde, vergab die Jury gleich zwei Mal. Der ATSV Sebaldsbrück hat sich mit seinem Projekt „Sport für Geflüchtete“ zur Aufgabe gemacht, geflüchtete Menschen in den Verein und somit auch in den Stadtteil zu integrieren, um ihnen so zu einem sozialen Umfeld zu verhelfen. Dies wird natürlich in erster Linie durch sportliche Aktivitäten wie einen Lauftreff oder wöchentliche Fußballtrainings erreicht. Auch ein Hallentraining konnte der ATSV trotz knapper Hallenzeiten auf die Beine stellen und anbieten. Allerdings finden auch immer wieder Aktionen statt, die den Geflüchteten die Stadt Bremen näherbringen sollen. So wurde beispielsweise eine Führung durch das Weser-Stadion angeboten und mit großer Begeisterung angenommen. Doch Integration bedeutet für den ATSV nicht nur Projektarbeit, sondern auch Engagement im Alltag. Viele Vereinsmitglieder haben so beispielsweise Patenschaften für sozial schwache Familien mit Migrationshintergrund übernommen, damit diese am Fußballsport teilnehmen können.

...und dem TV Eiche Horn gleich zwei Vereinen zu.

…und dem TV Eiche Horn gleich zwei Vereinen zu.

Auch der TV Eiche Horn landete auf dem dritten Platz. Von Herbst 2015 bis Sommer 2016 bot der Verein zwei Mal wöchentlich ein offenes Fußballtraining für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge an. Mit den ca. 40 bis 60 Jugendlichen nahm man unter anderem an einem Turnier im Sportgarten Bremen teil. Nachdem ein Großteil der betreuten Flüchtlinge im Sommer 2016 aus ihren Notunterkünften auszog, musste Eiche Horn das Angebot einstellen. Seit dem Winter 2016 bietet der Verein stattdessen erwachsenen Flüchtlingen, die überwiegend aus Syrien stammen, ein Fußballtraining an. Einer der Teilnehmer ist inzwischen Co-Trainer einer Kindermannschaft geworden und auch weitere Flüchtlinge engagieren sich inzwischen im Verein als Trainer oder Betreuer. Auch in den Jugendmannschaften des TV Eiche Horn sind inzwischen zahlreiche Jugendliche mit Migrationshintergrund integriert. Sie knüpfen dort neue Freundschaften und freuen sich über die Möglichkeit, Fußball spielen zu können. Seit dem vergangenen Jahr beteiligt sich der TV Eiche Horn schließlich noch an einem Stadtteilprojekt, das die Integration jugendlicher Bewohner der bestehenden Flüchtlingsunterkünfte im Stadtteil fördert. Auf dem Kunstrasenplatz am Jugendfreizeitheim Horn-Lehe werden an einem festen Termin in der Woche die Jugendlichen in Kontakt gebracht, um gegenseitige Vorurteile abzubauen und die Integration über den Fußball zu ermöglichen.

Vier Vereine freuten sich über eine Prämie von 500,- Euro. (Fotos: Oliver Baumgart)

Vier Vereine freuten sich über eine Prämie von 500,- Euro. (Fotos: Oliver Baumgart)

Außer den prämierten Vereinen wurden auch die SG Aumund-Vegesack, der FC Sparta Bremerhaven, der ATS Buntentor und der TSV Wulsdorf, die sich ebenfalls um den BFV-Integrationspreis beworben hatten, als Anerkennung der bisher geleisteten Arbeit mit jeweils 500,- Euro bedacht, die ihnen vom BFV-Integrationsbeauftragten Udo Krüger überreicht wurden.

[oba]

Mehr zum Thema: