Eine Geste, die über Fair Play hinaus geht

19. Oktober 2019

Mathias Einemann und Taner Göcer, Spieler der Ü 40-Vertretung vom SV Werder Bremen, sind die Preisträger einer besonderen Fair Play-Geste des Monats. Die beiden retteten ein Leben auf dem Fußballplatz und erhalten dafür SEEED-Konzertkarten, die vom BFV-Partner ÖVB gesponsert werden.

20. September, Freitagabend, 19.45 Uhr. Das Flutlicht flimmert auf den Rasen der Sportanlage des ATS Buntentor. Für die Kicker der zweiten Ü 40-Vertretung vom Kuhhirten geht es gegen keinen Geringeren als den amtierenden Landesmeister Werder Bremen. Perfekte Voraussetzungen also für einen tollen Fußballabend. Dass Fußball allerdings heute die kleinste Sorge seien sollte, konnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnen.

Diese beiden Herren spielten eine lebenswichtige Rolle an diesem Freitagabend: Mathias Einemann (links) und Taner Göcer (rechts). (Foto: David Dischinger)

Diese beiden Herren spielten eine lebenswichtige Rolle an diesem Freitagabend: Mathias Einemann (links) und Taner Göcer (rechts). (Foto: David Dischinger)

Das Spiel beginnt. Erwartungsgemäß ist Werder spielbestimmend und kontrolliert das Spielgeschehen. Bereits nach zwei Minuten konnte Kapitän und Spielertrainer Kai Schönborn das 1:0 für die Grün-Weißen erzielen. Werder blieb dran. Der momentane Platz im Nirwana der Tabelle ist natürlich viel zu wenig für die Ansprüche der Gäste. Das zweite Tor, diesmal durch Christian Kamp, ließ nicht lange auf sich warten und in der 13. Minuten ist es erneut Kai Schönborn, der zum 3:0 einschiebt. Buntentor reagiert und bringt einen neuen Spieler auf das Feld.

Der Ball rollt weiter, doch irgendetwas stimmt nicht. Plötzlich werden Schreie lauter. Die Blicke richten sich zur Seitenlinie. Ein Spieler liegt am Boden und bewegt sich nicht. Es ist genau der Spieler, der gerade erst in die Partie gekommen ist. Zuschauer und Spieler wirken geschockt, der Großteil rennt aber zu dem bewusstlosen Spieler. Er wird von einer Menschenmenge eingekreist. Zwei Grün-Weiße handeln sofort. Die Werder-Spieler Mathias Einemann und Taner Göcer zögern nicht lange und beginnen mit wiederbelebenden Maßnahmen. Zuschauer rufen sofort den Krankenwagen. „Eigentlich habe ich nicht nachgedacht. Man funktioniert in einem solchen Moment einfach. Als klar wurde, dass der Spieler keinen Puls mehr hat, wusste ich gleich: Jetzt muss ich etwas tun. Taner hat beatmet und ich habe die Herzmassage durchgeführt, solange bis der Rettungswagen da war“, erzählt Mathias Einemann nach dem Geschehen. Der am Boden liegende Spieler blutet aus dem Mund. Er ist beim Sturz mit dem Kopf auf den Betonboden geknallt, der am Rande des Spielfeldes liegt. Für Lebensretter Taner Göcer ist dies aber kein Hindernis, die Mund-zu-Mund-Beatmung durchzuführen: „Es ging alles sehr schnell und ging um Leben oder Tod. Da überlegte ich nicht lange. Serkan brauchte meine Hilfe“, berichtet Taner.  Nach etwa 10 Minuten trifft endlich der Rettungswagen ein. Die Notfallsanitäter übernehmen von nun an und lösen die beiden Helden ab. Erleichterung kommt bei allen Anwesenden auf, nicht nur weil professionelle Hilfe da war, sondern weil der Betroffene wieder erste Lebenszeichen von sich gibt und der Puls wieder spürbar ist. Die Rettungskräfte bringen ihn in Windeseile ins Krankenhaus.

Mittlerweile ist ein Monat vergangen. Der Altherren-Spieler des ATS ist aus dem Krankenhaus entlassen. Iman Saghey Bi Ria, ein sehr guter Freund des Spielers berichtet, dass er wieder auf dem Weg der Besserung ist: „Ihm geht es den Umständen entsprechend gut. Serkan ist nun für drei Wochen auf Kur gefahren“, erzählt Bi Ria. Die Mitspieler der zweiten Ü 40-Vertretung des ATS Buntentor haben sich nach diesem Ereignis entschieden, mit der gesamten Mannschaften einen Erste-Hilfe-Kurs zu absolvieren. Auch wenn sie natürlich hoffen, dass sich ein solcher Extremfall nicht wiederholt, wollen die ATS-Kicker besser vorbereitet sein. Auch Lebensretter Taner Göcer will nochmal auf die Wichtigkeit von solch lebensrettenden Qualifizierungen hinweisen: „Jeder Verein, eigentlich sogar jede Mannschaft, sollte Personen dabei haben, die einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert haben.“

Stefan Ziegler von der ÖVB (von links nach rechts), die Preisträger Mathias Einemann und Taner Göcer sowie BFV-Präsident Björn Fecker bei der Ehrung. (Foto: David Dischinger)

Stefan Ziegler von der ÖVB (von links nach rechts), die Preisträger Mathias Einemann und Taner Göcer sowie BFV-Präsident Björn Fecker bei der Ehrung. (Foto: David Dischinger)

BFV-Präsident Björn Fecker gratulierte zu dieser lebensrettenden Aktion und zeichnete es gemeinsam mit Stefan Ziegler, Verantwortlicher für Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der ÖVB, als Fair Play-Geste des Monats aus. Neben einer Urkunde und einem Einkaufsgutschein für den DFB-Fanshop dürfen sich Mathias Einemann und Taner Göcer über ein VIP-Konzerterlebnis der Band Seeed am 23. Oktober in der ÖVB-Arena erfreuen.

„Die beiden haben hervorragend reagiert. Sie haben sofort Verantwortung übernommen und dazu beigetragen, dass ein Mensch überlebt hat. Es ist eine tolle Auszeichnung für die Beiden, aber es ist auch ein Hinweis für uns alle. Solche Situationen können uns allen auf dem Fußballplatz passieren und deswegen sollte man darauf vorbereitet sein“, ist sich BFV-Präsident Björn Fecker sicher.

„Die ÖVB gehört mit ihrem Slogan ‚Fair versichert‘ einfach zu dem Thema ‚Fair Play‘. Wir sind sehr froh, dass wir Partner einer solcher Auszeichnung sein können. Großen Respekt an die beiden Lebensretter“, freute sich Stefan Ziegler von der ÖVB über die Aktion.

Der Bremer Fußball-Verband zeichnet einmal im Monat eine faire Aktion aus. Vorschläge können über ein Online-Formular eingereicht werden. Egal, ob Trainer, Spieler, Schiedsrichter oder Zuschauer – jeder kann die Meldung einreichen. In jedem Monat wird der Preisträger mit einer Urkunde und einem Einkaufsgutschein für den DFB-Fanshop ausgezeichnet. Aus allen Preisträgern eines Jahres wird schließlich die Fair Play-Geste des Jahres ausgewählt, die mit einer Auszeichnung des DFB im Rahmen eines Länderspiels verbunden ist.

[ddi]

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