Werder Bremen gewinnt UEFA Grassroots Award

24. November 2020

Die UEFA hat den SV Werder Bremen für sein Engagement im Amateurbereich mit dem Grassroots Award als besten Profiklub ausgezeichnet. Die Verleihung des Preises wurde aufgrund der Corona-Pandemie in Form eines Video-Calls durchgeführt. UEFA-Präsident Aleksander Čeferin gratulierte persönlich.

„Ich hätte Sie gerne vor Ort bei der UEFA begrüßt, aber die Gesundheit steht an erster Stelle.“ Mit etwas Bedauern, die Gewinner*innen nicht in der Verbandszentrale in Nyon in Empfang nehmen zu können, sendete UEFA-Präsident Čeferin zu Beginn der Online-Verleihung digitale Grüße an alle Teilnehmenden und bedankte sich für deren herausragendes Engagement im Amateurfußball.

Werder Bremen engagiert sich sich in zahlreichen Themenfeldern sozial. (Foto: UEFA)

Werder Bremen engagiert sich sich in zahlreichen Themenfeldern sozial. (Foto: UEFA)

Seit 2010 vergibt der europäische Dachverband die Grassroots Awards. 96 Personen und Projekte aus 36 Nationen durften sich bislang über die Auszeichnung freuen. In fünf Kategorien werden jeweils drei Gewinner*innen (Gold, Silber, Bronze) gekürt. In diesem in vielerlei Hinsicht außergewöhnlichen Jahr prämierte die UEFA unter anderem den SV Werder Bremen – in der Kategorie „Bester Profiverein“.

Thomas Schaaf: „Einsatz für den Verein an die Gesellschaft zurückgeben“

Besteht hier nicht ein Widerspruch? Ein Bundesligaklub, der eine Amateurfußball-Auszeichnung erhält? Für die UEFA keineswegs, die eine „inklusive Agenda oder ein spezifisches soziales Ziel“ zur Bedingung für den Preis macht. Wer seine „Rolle für die Gesellschaft, die lokale Gemeinschaft und den Amateurfußball“ im Alltag lebt, besitzt gute Chancen auf den Grassroots Award.

Wie ernst der SV Werder Bremen seine Verantwortung für die Stadt und deren Bewohner*innen nimmt, beweisen insbesondere drei Projekte: das Schulprogramm, das Inklusionsprogramm und das Projekt SPIELRAUM. Gemeinsam mit dem Bremer Fußball-Verband versuchen die Grün-Weißen das sportliche Stadtbild zu prägen. Thomas Schaaf ist als Technischer Direktor bei Werder beeindruckt von der Leidenschaft, die der grünen Raute in Bremen von unzähligen Anhänger*innen entgegengebracht wird: „Diesen Einsatz für unseren Verein möchten wir an die Gesellschaft zurückgeben.“ Björn Fecker, Präsident des Bremer Fußball-Verbands ergänzt: „Werder Bremen ist ein besonderer Verein im deutschen Profifußball. Geprägt von seinen Werten stellt er sich den vielfältigen gesellschaftlichen Herausforderungen und betreibt dieses Engagement aus Überzeugung.“

Inklusionsprogramm mit 120 Fußballer*innen

Auf den vorhandenen Mangel an qualifizierten Sportlehrer*innen reagierte der Verein daher mit einem Schulprogramm, das in elf Stadtteilen die motorische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen fördern soll und das Bildungssystem der Stadt unterstützt. Im Inklusionsprogramm bietet Werder mehr als 120 Fußballer*innen mit Handicap regelmäßige Trainingseinheiten an. Mit der Unterstützung eines Tandempartners werden darüber hinaus 14 junge Trainer*innen mit Handicap ausgebildet.
Mit dem Programm SPIELRAUM nutzt Werder Bremen den Sport als Chance, einen Zugang zu Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 14 Jahren zu finden. Das Programm bietet in fünf Stadtteilen wöchentliche Trainingsangebote und dient als Ergänzung zu den klassischen Angeboten der Jugendsozialarbeit in der Stadt. Am Weserstadion werden speziell für Geflüchtete fünf Angebote in Kooperation mit Refugio ausgerichtet.

Verbindung zwischen Profi- und Amateurfußball

SPIELRAUM möchte in Zusammenarbeit mit öffentlichen Trägern, Einrichtungen und andere lokalen Akteuren in Bremen bislang ungenutzte oder neu entstandene Plätze gemeinsam mit jungen Menschen in lebendige Orte zu verwandeln – für Teamsport, gemeinsamen Spaß und persönliche Entfaltung.

„Die Verbindung zwischen Profi- und Amateurfußball ist sehr wichtig“, unterstreichen Henrik Oesau und Michael Arends. Die Mitarbeiter aus Werders CSR-Team stellten ihre Aktivitäten in Bremen bei der Online-Preisverleihung der UEFA vor und lieferten den eindrucksvollen Beweis, wie diese Verbindung durch engagierten Einsatz in der Gesellschaft eine nachhaltige Wirkung erzielt.

Die weiteren Gewinner des UEFA Grassroots Award:

Best Grassroots Leader: Jessy Surmava
Der fußballbegeisterte Georgier engagierte sich zunächst ehrenamtlich im Amateurfußball und leistete wertvolle Entwicklungsarbeit. In einer ländlichen, sozio-ökonomisch schwierigen Region gelang es Jessy Surmava, die Anzahl der Fußball spielenden Kinder mehr als zu verdoppeln. „Er ist ein wahres Vorbild und regt andere an, seinem Beispiel zu folgen“, sagt Frank Ludolph, Head of Football Education Services bei der UEFA.

Best Grassroots Project: Etnoliga
An der Liga in Polen nehmen inzwischen 20 Mannschaften teil, die für alle Menschen offen sind – unabhängig von Alter, Geschlecht, sexueller Orientierung, Religion oder Herkunft. Mit Vorurteilen brechen und von anderen Kulturen lernen – das ist das Motto der Etnoliga, an der rund 300 Menschen aus mehr als 110 Nationen in gemischten Teams teilnehmen. „Ich hoffe, dass der Fußball ein Vehikel für gesellschaftliche Veränderungen in Polen sein kann“, sagt der Initiator Krzysztof Jarymowicz.

Best Grassroots Club: Frederiksberg Boldklub
Der Verein aus Dänemark wurde bereits 1912 gegründet und ist aktuell der drittgrößte Klub des Landes. Mehr als 2000 aktive Mitglieder werden durch einen erfolgreichen Mix aus professionellen Strukturen und ehrenamtlichen Helfer*innen organisiert. Einen besonderen Fokus legt der dänische Klub auf die Integration und den Fußball im Alter.

Best Disability Initiative: The 4th Category
Die Initiative für Handicap-Fußballer*innen wurde 2017 in Italien gestartet. Zunächst wurden regionale Turniere organisiert, seit 2019 gibt es zusätzlich eine nationale Endrunde. Die fast 3000 Teilnehmenden sind zwischen acht und 80 Jahre alt.

[tno]

Mehr zum Thema: