75 Jahre Bremer FV: Die Präsidenten des BFV

12. August 2021

Der Bremer FV ist 75 Jahre alt und das wird noch bis zum Jahresende auf bremerfv.de gefeiert. An jedem Donnerstag erscheint ein Teil unserer Serie „75 Jahre BFV“ mit einem speziellen Thema. Heute: Die Präsidenten des Bremer Fußball-Verbandes.

75 Jahre besteht der Bremer Fußball-Verband nun bereits. An der Spitze standen bisher sechs Männer. Erst wurden sie Vorsitzende genannt, später Präsidenten, erfolgreiche Persönlichkeiten, die den BFV durch dick und dünn führten.

Adolf Kerrl (1946-1949)

Adolf Kerrl war das erste Oberhaupt des Bremer Fußball-Verbandes. (Foto: Archiv)

Adolf Kerrl war das erste Oberhaupt des Bremer Fußball-Verbandes. (Foto: Archiv)

Nach dem Krieg im Jahre 1945 wird der Fußball in Bremen und Bremerhaven wieder neu aufgebaut. Pionier für diese Leistungen ist der Mann der ersten BFV-Stunde, die 1946 eingeläutet wird: Adolf Kerrl. Geboren 1897 in Bremen und seit 1945 auch Mitglied des TuS Walle macht sich Kerrl als Bezirksspatenleiter der neu gegründeten Fußballsparte schnell einen Namen. Fußball findet in dieser Zeit noch unter strengen Auflagen der amerikanisch-britischen Militärregierung statt. Adolf Kerrl und seine Mitstreiter schaffen allerdings die rechtlichen Grundlagen, um wieder mehr und mehr den Ball rollen zu lassen. Auch die Neugestaltung der durch den Krieg zerstörten Infrastruktur für den Fußball, die Sportplätze, treibt das Team um Kerrl in Windes Eile voran. Von 1948 bis 1949 ist Kerrl sogar Beisitzer im Präsidium des Norddeutschen Fußball-Verbandes. Über Adolf Kerrl als Person ist wenig bekannt. Eine im WESER-KURIER veröffentlichte Bekanntmachung 1946 über die Wiederinstandsetzung des früheren Nationalsozialistischer Reichsbund für Leibesübungen (NSRL) sorgt allerdings für einigen Wirbel und führt sogar zu der vorübergehenden Verhaftung von Adolf Kerrl, der beschuldigt wird, über die Militärregierung abfällige Äußerungen gemacht zu haben. Dennoch erhält Kerrl später die Erlaubnis, ein erstes Mitteilungsblatt (später „Weser-Sport“ und „Roland“) für die Bremer Fußballsparte herauszugeben. Aus der „Sparte Fußball“, die in ihrer Existenzform im Sinne der Landessportbünde ist, wird 1949 dennoch der Bremer Fußball-Verband, dessen Verbandstag mit Adolf Kerrl einen „Vorkämpfer“ ablöst und durch Hans Ihler als ersten Vorsitzenden ersetzt wird.

Hans Ihler (1949-1964)

15 Jahre führte Hans Ihler den Bremer Fußball-Verband als Vorsitzender an. (Foto: Archiv)

15 Jahre führte Hans Ihler den Bremer Fußball-Verband als Vorsitzender an. (Foto: Archiv)

1949 löst Adolf Kerrl mit Hans Ihler ein Mann ab, der sein Leben dem Sport und an erster Stelle dem Fußball gewidmet hatte. Ihler, der 1899 in Bremen geboren ist und 1919 Mitglied des TuS Schwachhausen wird, wirkt aber auch bei Turnern und Leichtathleten mit, gehört der Deputation für Leibesübungen an und wird 1955 in die Bremer Bürgerschaft gewählt. Als 1. Vorsitzender des Bremer Fußball-Verbandes ist Ihler während seiner Amtszeit maßgeblich dafür verantwortlich, dass der Schulfußball gefördert wird. Die Einführung des Fußballspiels an den bremischen Schulen bedingt natürlich Voraussetzungen. Es müssen Lehrer da sein, die auch hier vermitteln und lehren können. Ihler sorgte zusammen mit seinem Team für die Umsetzung dieser Fußball-Fortbildungsmaßnahmen für Lehrer. Von 1953 bis 1954 ist Hans Ihler als 2. Vorsitzende des Norddeutschen Fußball-Verbandes tätig. Das letzte Amtsjahr von Hans Ihler 1964 beim BFV hat es dann aber nochmal in sich. Ein Guthaben von 142.000,- DM, das dem BFV nach der Liquidation der Bremer Sporthilfe GmbH im Jahre 1960 ausgezahlt worden ist und von dessen Existenz bis wenige Tage vor dem Verbandstag im Jahre 1964 mit Ausnahme von Ihler niemand Kenntnis hat, wird zum Thema Nummer 1 auf besagtem Verbandstag. Hans Ihler gibt zwar zu, dass er den Vorstand früher von dem Guthaben hätte unterrichten müssen, der Vorstand zerbricht aber dennoch an diesem Vorgang. Einige Vorstandsmitglieder treten nach dieser Offenbarung ihren Rückritt an. Kurios: Der Verbandstag verweigert dem Vorstand zwar die Entlastung, wählt Hans Ihler jedoch als Vorsitzenden wieder. Der Verbandstag wurde unterbrochen und eine Untersuchungskommission eingesetzt, die die Vorfälle rund um die 142.000,- DM aufklären soll. Anschließend sollte der Verbandstag fortgeführt werden. Hans Ihler tritt bis zur Fortführung des Verbandstages aus gesundheitlichen Gründen allerdings zwischenzeitlich seinen Rücktritt an. Hans Ihler verstarb 1976 im Alter von 77 Jahren.

Herbert Bischoff (1964-1985)

Herbert Bischoff war 21 Jahre lang der BFV-Vorsitzende. (Foto: Archiv)

Herbert Bischoff war 21 Jahre lang der BFV-Vorsitzende. (Foto: Archiv)

1964 übernimmt Herbert Bischoff den Vorsitz im BFV. Schon mit sechs Jahren tritt der 1920 geborene Bischoff dem Hastedter TSV bei – zunächst als Turnier, später als Fußballer. Seine aktive Karriere muss er wegen einer Kriegsverletzung beenden, dem Fußball bleibt Bischoff jedoch als Jugend- und Abteilungsleiter des HTSV treu. Beruflich übernimmt er den von seinem Vater 1923 gegründeten Holzbearbeitungsbetrieb an der Hastedter Heerstraße. Nach 1945 beginnt dann seine Laufbahn im BFV. Zunächst als Mitarbeiter im Landesspielausschuss. 1961 wird er zum Spielausschussobmann berufen und 1964 schließlich als Präsident gewählt, der sich damals noch 1. Vorsitzender nannte. 43 Jahre ist Bischoff damals alt und damit mit Abstand der jüngste im fünfköpfigen BFV-Vorstand. Ab 1964 gehört er dann auch dem DFB-Beirat, ab 1977 dem Sportgericht des DFB an. Als Schatzmeister zählt er ab 1976 zum Vorstand im Norddeutschen Fußball-Verband, dem er vorher bereits als Beisitzer angehörte. Der NFV zeichnet Bischoff mit der goldenen Nadel aus. Der DFB würdigt seine Verdienste um den Fußballsport mit der Verleihung des Ehrentellers und 1980 bekommt Bischoff sogar das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse aus den Händen von Bremens Bürgermeister Hans Koschnik verliehen. Seit der Gründung des DFB-Wirtschaftsdienstes gehör er dessen Beirat an und auf Landesebene hat Bischoff zudem für die Vereine durch seine Tätigkeit im Sportförderungsausschuss des Landessportbundes stets ein offenes Ohr. 1985 befindet Bischoff „21 Jahre sind genug!“ Er führt hauptsächlich gesundheitliche Gründe an und möchte sich arbeitsmäßig entlasten. Daher gibt er den Staffelstab auf dem Verbandstag an Egon Kähler weiter.

Egon Kähler (1985-1992)

Egon Kähler führte den FV von 1985 bis zu seinem unerwarteten Tod 1992. (Foto: Archiv)

Egon Kähler führte den FV von 1985 bis zu seinem unerwarteten Tod 1992. (Foto: Archiv)

1985 übernimmt mit Egon Kähler ein Mann den Vorsitz im BFV, der weit über die Grenzen des Verbandes hinaus hohes Ansehen besitzt. Nach seiner aktiven Zeit langjährig als Sportrichter und Vorstandsmitglied tätig, erwirbt sich der 1925 geborene, gelernte Maschinenschlosser und frühere Vorsitzende der SPD-Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft einen hohen Sachverstand und so ist die Übernahme des Vorsitzes nach dem Rücktritt von Herbert Bischoff für Kähler selbstverständlich. Mit der ihn kennzeichnenden Energie und seiner Gradlinigkeit setzt er auch in der neuen Position wichtige Akzente und das auch überregional. Sowohl im Vorstand des Norddeutschen Fußball-Verbandes als auch im Beirat und Sportgericht des DFB hat sein Wort Gewicht. Stets ist Kähler darum bemüht war, das Gewicht des BFV zu stärken. Dabei helfen Verbindungen zu unterschiedlichen politischen Gremien sowie freundschaftliches gemeinsames Wirken mit anderen Fachverbänden. Von hohen Ansprüchen an die eigene Leistung geprägt, ist seine Zusammenarbeit mit seinen Vorstandskameraden allerdings auch nicht immer einfach. Mitunter kantig im Umgang, klar in der Aussage und absolut verläßlich im Einhalten von Zusagen löst er manche schwierige Situation mit einem unerwarteten Kompromissvorschlag. Einer der Schwerpunkte seiner Tätigkeit ist die Erfüllung der sportpolitischen Aufgaben in den Städtepartnerschaften mit Haifa, Danzig und Riga. Vielleicht ist es schicksalhaft zu nennen, daß sein Leben ausgerechnet in der Stadt endet, der er sich stets mit besonderer Zuwendung verbunden fühlte. Am 29. Juni 1992 stirbt Egon Kähler plötzlich und unerwartet auf einer Reise mit der Landesauswahl nach Riga. Heute ist die Egon-Kähler-Straße in Bremen-Obervieland nach ihm benannt.

Dieter Jerzewski (1992-2010)

Dieter Jerzewski war von 2006 bis 2009 auch Präsident des Norddeutschen FV. (Foto: Oliver Baumgart)

Dieter Jerzewski war von 2006 bis 2009 auch Präsident des Norddeutschen FV. (Foto: Oliver Baumgart)

Nach dem plötzlichen und unerwarteten Tod Egon Kählers übernimmt Dieter Jerzewski das Präsidentenamt im BFV. Bis zu den A-Junioren hütet der 1938 in Breslau geborene Jerzewski das Tor des TSV Drentwede. Anschließend entscheidet er sich für eine Schiedsrichterlaufbahn. Bis 1964 pfeift er zunächst Spiele in Niedersachsen und wird bis zur Landesliga eingesetzt. Anschließend erfolgt der Wechsel nach Bremen, wo Jerzewski in der Verbandsliga pfeift. Zwischen 1971 und 1981 ist er als Verbandslehrwart auch für die Aus- und Fortbildung der Unparteiischen verantwortlich. Anschließend wechselt er als Beisitzer in das Präsidium des BFV und zeichnet dort für das Flutlichtwesen, die stadtbremischen Vereine und die Verbindungen zum Betriebsfußball verantwortlich. Von 1983 bis 1992 übernimmt er den Vorsitz des Kreises Bremen-Stadt, den er zuvor mitgegründet hat. Schon 1985 wird er zum Vizepräsidenten ernannt und ist Leiter des Lehrstabs. Auf norddeutscher Ebene ist Jerzewski ebenfalls ein gefragter Funktionär. Zwischen 1988 und 2005 kümmerte er sich als Schatzmeister um die Finanzen des Regionalverbandes, von 2006 bis 2009 ist er sogar dessen Präsident. Auch der DFB will nicht auf die Dienste des leidenschaftlichen Skat- und Doppelkopfspielers verzichten. Von 1992 bis 1997 wirkt er im DFB-Beirat mit, arbeitet ab 1989 fünf Jahre lang als Kassenprüfer und ist zwischen 1995 und 2000 als Beisitzer des DFB-Sportgerichts im Amt. Auch im DFB-Vorstand war Jerzewski ein gefragter Fachmann und in der DFB-Kulturstiftung wirkte er ebenfalls im Vorstand mit. Folgerichtig macht der DFB Jerzewski auf dem Bundestag 2010 zu seinem Ehrenmitglied. Neben den goldenen Ehrennadeln des BFV, NFV, DFB und des Landessportbundes Bremen wird dem pensionierten Schulleiter im Jahre 2012 eine ganz besondere Ehre zuteil. Aus den Händen von Bundespräsident Christian Wulff empfängt er das Bundesverdienstkreuz. Auf dem Verbandstag 2010 übergibt Jerzewski das Zepter an Björn Fecker. Der BFV würdigt seinen unermüdlichen Einsatz mit der Verleihung der Ehrenpräsidentschaft.

Björn Fecker (seit 2010)

Seit 2010 ist Björn Fecker der Präsident des BFV. (Foto: Elisa Meyer)

Seit 2010 ist Björn Fecker der Präsident des BFV. (Foto: Elisa Meyer)

Björn Fecker, geboren 1977 in Bremen, engagiert sich bereits seit 1998 im BFV. Vor allem im Jugendbereich fühlt sich der Bremer sofort zu Hause. Zuerst als Staffelleiter im Juniorenbereich und danach als Jugendobmann des Verbandes. Nicht nur beim Bremer Fußball-Verband, sondern auch bei seinem Heimatverein, dem FC Huchting, agiert er jahrelang als Jugendtrainer. Beim FC Huchting waren es Jugendteams verschiedenster Altersklassen. Im Verband trainiert Fecker jahrelang die U 14-Landesauswahl. Auch über das Trainerdasein hinaus unterstützt Björn Fecker vor seinem Amtsantritt als BFV-Präsident seinen Verein. Im Vorstand des Vereins ist er sowohl als Jugendleiter als auch als Kassenwart aktiv. Dem noch nicht genug leitet Fecker auch das Spielgeschehen des runden Leders auf dem Platz als Schiedsrichter. Diesen Tätigkeiten kann mit er Amtsübernahme als Präsident des BFV sowie als Vorstandsmitglied im DFB 2010 nicht mehr nachkommen. Von 2013 bis 2016 leitet Björn Fecker die Kommission für Sportstätten und Umwelt und ist in dieser Funktion u.a. an der Novellierung der Sportanlagenlärmschutzverordnung (SALVO) zugunsten des Sports beteiligt. Seit 2016 verantwortet er die Kommission für Gesellschaftliche Verantwortung im DFB und damit ein breites Themenspektrum von Fair Play, über Integration und Umweltschutz bis hin zur Bekämpfung von Homophobie. Im Norddeutschen Fußball-Verband ist er seit Juni 2018 zudem 1. Vizepräsident und damit Stellvertreter von Verbandspräsident Günter Distelrath. Vorher war er bereits als Vizepräsident Mitglied im Geschäftsführenden Präsidium. Neben seinen unzähligen Tätigkeiten im Ehrenamt gehört Fecker seit Juli 2007 der Bremischen Bürgerschaft, dem Landtag der Freien Hansestadt Bremen, an. Dort ist er Franktionsvorsitzender der Grünen Bürgerschaftsfraktion und überdies für die Themenbereiche Innenpolitik sowie Haushalts- und Finanzpolitik zuständig.

Nächsten Donnerstag bei „75 Jahre Bremer FV“: Mädchen- und Frauenfußball

[bfv]

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