75 Jahre Bremer FV: Aus- und Weiterbildung

02. Dezember 2021

Der Bremer FV ist 75 Jahre alt und das wird noch bis zum Jahresende auf bremerfv.de gefeiert. An jedem Donnerstag erscheint ein Teil unserer Serie „75 Jahre BFV“ mit einem speziellen Thema. Heute geht es um einen ganz wichtigen Aspekt in der täglichen Arbeit des BFV: die Aus- und Weiterbildung.

1950er – Die Anfänge der Aus- und Weiterbildung

Die Spuren der Bremer Aus- und Weiterbildung beginnen in den 1950er Jahre. Damals war der Verband noch auf freie Trainingszeiten von der Sportschule Bassum in Niedersachsen angewiesen. Es gab also nicht viele Möglichkeiten für eine solide Ausbildung, da der BFV nur begrenzte Zeit in der Sportschule bekam. Während die ersten Trainerausbildungen für Vereinstrainer begannen, wurde mit der Einführung des Fußballspiels an den bremischen Schulen auch Fußballfachwissen bei den Lehrern benötigt. Es mussten Lehrer da sein, die auch hier vermitteln und lehren konnten. 1953 meldeten sich anfangs 16 Lehrer und Sportlehrer Arthur Schütz in Bremen und Fußballtrainer Johannsen in Bremerhaven hatten mit den „Paukern“ Spaß. Der Bremer Fußball-Verband stellte in diesem Jahr den Schulen über 200 Bälle zur Verfügung. Neben dem Trainerdasein war natürlich auch das Schiedsrichterwesen elementar für den Fußball. Bereits seit Gründung des BFV fanden immer wieder Regelschulungen und Ausbildungsmöglichkeiten für Schiedsrichter statt, um eine der wichtigsten Positionen vorbereitet auf das Feld schicken zu können.

Das Thema Sportschule, das vielfach Gesprächsthema geworden war, erschöpfte sich immer mit dem Hinweis auf ein „kleineres Barsinghausen“, die Sportschule Bassum. Mit dem TSV Bassum, der ein bestehendes Jugendheim im Jahr 1957 ausgebaut hatte, war der Bremer Fußball-Verband übereingekommen, diese Stätte für Lehrgänge gleichsam nutzen zu können. Der Aufenthalt wurde honoriert. Ob die Landesauswahl hier Vorbereitungen traf, Lehrer in Klausur waren, Schiedsrichter tagten oder Jugend-Ausschüsse Programme erörterten, der Verband übernahm die Kosten, im Jahre 1957/58 beispielsweise 18.000 Deutsche Mark.

1960er – Eine neue „Marschroute“ in der Qualifizierung

Im Jahr 1965 wird vom BFV eine neue Marschroute im Bereich Qualifizierung vorgegeben. Das Lehrgangswesen wurde erheblich erweitert. Vor allem stand die lizensierte Trainer- und Jugendtrainerausbildung im Vordergrund. Während den Verbandstagen in den 60er-Jahren wurde immer wieder der Wunsch nach einem hauptamtlichen Verbandssportlehrer laut. Doch das Thema kam zunächst immer wieder recht schnell vom Tisch. Immerhin bekam Bremen 1969 mit der Sportschule am Kuhirten endlich eine eigene Sportschule. Ob Schiedsrichter-, Trainer- oder Funktionärsschulungen, der BFV hatte nun wesentlich mehr Platz für diese wichtigen Aus- und Weiterbildungen.

1970er – Ausbildung in der neuen Sportschule

1975 wurden die 29 Teilnehmer des "B-Scheins" bereits in der neuen Sportschule des BFV unterrichtet. (Foto: Archiv)

1975 wurden die 29 Teilnehmer des „B-Scheins“ bereits in der neuen Sportschule des BFV unterrichtet. (Foto: Archiv)

Wirklich fertig gestellt wurde die neue Sportschule am Kuhirten auf dem Stadtwerder erst Mitte der 70er Jahre. Endlich konnten also die Ausbildungen auch in einem angemessen Rahmen stattfinden. Bereits damals mussten die Teilnehmer einer Trainerausbildung 120 Lehrstunden in Theorie und Praxis absolvieren. Eine Klausurarbeit, eine Lehrprobe, eine Schiedsrichterausbildung, ein Erste-Hilfe-Kurs sowie auch eine Verwaltungsprobe gehörten auch schon in dieser Zeit zu den Bedingungen eines „B-Scheins“.

1980er – Es muss nicht immer voran gehen

In den 80er-Jahren ist nicht sehr viel passiert zu diesem Thema, daher gibt es einen kleinen „Funfact“. Für viele Übungsleiter und Trainer begann das neue Jahrzehnt mit einer unschönen Überraschung. Zu Beginn eines jeden Jahres stehen zahlreiche Trainer und Übungsleiter vor der Frage, ob und wie sie die im Laufe des vorhergegangenen Jahres erhaltenen Vergütungen im Rahmen ihrer Einkommensteuererklärung bzw. ihres Lohnsteuerjahresausgleichs einfügen sollen. Noch zu Beginn der 80er-Jahre war es ist nicht selten, daß die Betroffenen vorsätzlich oder auch gedankenlos diese Einkünfte nicht angeben. Auch die Vereine sorgten nur sehr selten dafür, daß die von ihnen ausgezahlten Beträge ordnungsgemäß versteuert werden. Das hatte in diesen Jahren bei den Überprüfungen durch die Finanzämter bei vielen Übungsleitern und auch Vereinen zu unliebsamen Überraschungen in Form von Nachforderungen nicht unerheblicher Summen für zurückliegende Jahre geführt. Viele Trainer/Übungsleiter meinten, daß ihr „Gehalt“ nicht versteuert werden müsse. Dies war natürlich falsch;
denn grundsätzlich muss damals wie heute die Bezahlung für Tätigkeiten jeder Art auch im gemeinnützigen Verein versteuert werden. Seit dem 1.1.1980 konnte für nebenberufliche Tätigkeiten als
Übungsleiter, Ausbilder, Erzieher oder für eine vergleichbare nebenberufliche Tätigkeit (z. B. Betreuer) im Dienst eines gemeinnützigen Vereins (Verbandes) eine Aufwandsentschädigung bis zur Höhe von 2400, -DM im Jahr steuerfrei gezahlt werden.

1990er – Wilfried Zander als erster hauptamtlicher Trainer im BFV

Die 90er beginnen gleich mit einem richtungsweisenden Ereignis. Auf einer Israel-Reise vor anderthalb Jahren wurde die Entscheidung getroffen und am 1. April 1990 ist es so weit: Verbandstrainer Wilfried Zander arbeitet künftig hauptamtlich für den BFV. Einen großen Raum seiner Arbeit nimmt dabei die Auswahlarbeit ein. Zander zeichnet sich für alle männlichen Auswahlteams des BFV verantwortlich. Er kümmert sich intensiv um die Herrenauswahl, die U-20, die jüngere A-Jugend, die ältere und jüngere B-Jugend sowie die ältere C-Jugend. Doch auch bei der Ausbildung neuer Trainer zeigt sich Zander engagiert.

Der BFV half den Japanern mehr Know-How im Bereich Fußball zu bekommen in den 1990ern. (Foto: Archiv)

Der BFV half den Japanern mehr Know-How im Bereich Fußball zu bekommen in den 1990ern. (Foto: Archiv)

1995 unterstützte der BFV eine neue japanische Fußballschule. Der Bremer Fußballverband erweiterte im 50. Jahr seines Bestehens die internationalen Aktivitäten. Im April 1995 begann die Zusammenarbeit mit der neuen internationalen japanischen Fußballschule, die als Standort für Deutschland Bremen gewählt hatte. Soziologe Isao Orikasa, der an der japanischen Schule im kleinsten Bundesland arbeitete, wirkte als Koordinator. Der japanische Verband mit Sitz in Osaka wollte von deutschen Fähigkeiten im Umgang mit dem runden Lederball profitieren, Technik und Taktik intensiv lernen. Eine hochrangige Delegation aus dem Fernen Osten flog zu ersten Gesprächen an die Weser, die schon Ergebnisse erzielten. Die ersten fünf Fußballpraktikanten kamen auf Einladung des BFV nach Bremen, wurden von Verbandssportlehrer Wilfried Zander gesichtet, trainiert und dann den Vereinen gemäßihrer Leistungsstärke zugeführt.

Der Bremer Fußball-Verband und die Bremer Sportjugend betrachteten die Ausbildung von Jugendtrainern für die Vereine, die auf die damaligen Anforderungen der Kinder und Jugendlichen eingehen, als eine wesentliche Aufgabe. Daher wurde bereits früh in der C-Lizenz-Ausbildung neben den fußballerischen Themen auch die pädagogischen und psychologischen Anforderungen mit den Teilnehmern besprochen. Es wurde erkannt, dass die Jugendarbeit überfachlich gestaltet sein muss und die besonderen Lebenssituation der Kinder und Jugendlichen beachtet werden müssen. Vom damaligen Jugendtrainer erwartetendie Jugendlichen häufig mehr als nur Training und Spiel: Diese Ausbildung orientierte sich deshalb auch sehr am konkreten Aufgabenfeld des Übungsleiters im Kinder- und Jugendbereich.

2000er – Einführung der DFB-Stützpunkte im Bremer Verbandsgebiet

Noch gegen des letzten Jahrtausends, im Jahre 1999, begann der DFB mit einem neuen Nachwuchs-Förderkonzept. Der Dachverband des deutschen Fußballs stellte für den Zeitraum von vorerst fünf Jahren über 25 Millionen Mark zur Verfügung, richtete bundesweit 274 Stützpunkte zur Talentsichtung und Talentförderung der D-Junioren (U-11/U-12) und 115 Stützpunkte für die Spezialförderung der U-13- bis U-17-Talente ein. Mit dieser Maßnahme wurde erstmals ein flächendeckendes Förderprogramm aufgelegt, mit dem junge Talente zusätzlich 25 Mal pro Saison unter Führung des Landesverbandes eine umfangreiche und qualifizierte Grundausbildung durchlaufen. Folge für die Vereine des BFV: Seit dem 26. September 1999 wurden im Kreis Bremen-Stadt, Kreis Bremen-Nord und Kreis Bremerhaven junge Talente von den Stützpunkt-Trainern gesichtet und geschult.

Im Jahr 2001 gab weitere Entwicklungen in der Nachwuchsförderung beim BFV. Erstmals spielte eine U-13-Mädchenauswahl in der Geschichte des BFV bei einem Turnier. Zuvor gab es bei den Mädchen nur die Altersklassen U-15, U-17 und U-21. Birte Brüggemann, die diese Auswahlen als Trainerin betreute, wurde außerdem im Februar 2002 zur ersten DFB-Stützpunktkoordinatorin in Deutschland ernannt. Sie soll Sichtung und Fördergruppen zusammenführen, Honorar- und Juniorentrainer fortbilden, die Verbindungen zwischen DFB, BFV und Vereinen herstellen, und sie nimmt die sportliche Leitung der Fördergruppen in die Hand. Anfang des Jahres wurde Brüggemann zudem die erste Bremerin, die eine Trainer-A-Lizenz als Frau bewältigte.

Im Jahr 2002 gab es auch eine Technikrevolution. Denn es geht der Vorläufer des heutigen DFBnets, das Sport-Informations-System (SIS) bundesweit an den Start. In Niedersachsen entwickelt bringt das SIS alle Ergebnisse der Amateurspielklassen ins Internet. So kann bereits am Sonntagabend jeder sehen, wie die Spiele ausgingen und die Tabellen aussehen – ein Quantensprung. Gepflegt werden die Ergebnisse zunächst noch von ehrenamtlichen Staffelleitern, später können die Vereine ihre Ergebnisse selbstständig einpflegen und ihre Pflicht zur Ergebnismeldung wechselt vom Telefon auf das Internet. Natürlich brauchen die Vereine auch in diesem Bereich eine Anleitung des BFV. Etliche Stunden verbringen die ehrenamtlichen BFV-Mitarbeiter Björn Fecker -heute Präsident des Verbandes- und Ralf Lagerpusch bei und mit Vereinen, um sie auf dem neuen System so zu schulen, dass es ihren Vereinsalltag auch wirklich erleichtert.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat gemeinsam mit seinen Landesverbänden im Jahre 2004 eine Qualifizierungsoffensive für Trainer und Betreuer im Kinderbereich gestartet. Bis heute werden in Zusammenarbeit mit dem DFB und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung mehr und mehr Kurzschulungen angeboten. Heute sind es neunzehn verschiedene Schulungen jeweils in Bremen und Bremerhaven. Hier können die verschiedenen Kurzschulungen nachgeschlagen werden.

Seit Mitte Mai 2009 fahren 30 DFB-Mobile durch ganz Deutschland und besuchen Fußballvereine und Grundschulen. Ziel ist es, den Nachwuchstrainern*innen, die überwiegend nicht lizenziert sind, direkt und unkompliziert praktische Tipps zu geben. Auch der Bremer Fußball-Verband fährt seitdem mit dem Mobil durch Bremen und Bremerhaven und schickt die DFB-Mobil-Coaches zu den Vereinen und Schulen. Daher sollen insbesondere Vereine/Schulen mit bislang wenig fußballspezifisch qualifizierten Trainern*innen bzw. Lehrern*innen oder Schulen ohne Fußball-AGs gezielt besucht werden. Alle anderen interessierten Vereine/Schulen können und sollen natürlich ebenfalls von dem kostenlosen Angebot Gebrauch machen. In den zwei- bis dreistündigen, abwechslungsreichen Veranstaltungen kommt das DFB-Mobil mit zwei lizensierten DFB-Teamern den Verein oder die Grundschule direkt auf der eigenen (Sport)Anlage an einem frei wählbaren Termin, ob am Wochenende oder in der Woche, besuchen.

2010er – Viele neue Projekte

Seit dem Schuljahr 2013/14 bietet der BFV zusammen mit weiterführenden Schulen ein neues, tolles Projekt an: den „DFB-Junior-Coach“. Schüler und Schülerinnen haben die Möglichkeit, sich direkt an ihrer Schule zu Jugendtrainern ausbilden zu lassen. Teilnehmer, die ihre Ausbildung zum Junior Coach nach 40 Lerneinheiten erfolgreich abgeschlossen haben, erhalten ein Zertifikat, das dem Einstiegsmodul zur C-Trainerlizenz gleichbedeutend ist. Ausgebildete BFV-Referent:innen kommen direkt in die Schule und begleiten die Teilnehmer während des Projektes. Verteilt über mehrere Wochen, als Nachmittagsangebot oder als Projektwoche- die Ausbildung ist in allen Formen möglich. Die Ausbildung zum DFB-Junior-Coach beinhaltet sowohl Theorie- als auch Praxisstunden. In der Theorie werden Grundlagen und Trainingsinhalte erklärt und gleich auch in der Praxis umgesetzt.

2018 schloss sich David Dischinger dem BFV an. Er ist seitdem für die Social Media-Kanäle des Bremer Fußball-Verbandes verantwortlich. Doch auch die Vereine sollen davon profitieren. Deshalb gibt Dischinger zweimal im Jahr eine Schulung für die Vereine, um sie auf diese mittlerweile unverzichtbare Kompenente vorzubereiten.

Erstmals führte die Kommission Integration des Bremer Fußball-Verbandes 2019 den ersten Lehrgang zur Trainer-vor-Ausbildung mit Geflüchteten durch. Zielgruppe waren Menschen mit Fluchthintergrund, die sich für eine Trainertätigkeit im Fußballverein interessieren. Diese Vorausbildung war der Trainer-Lizenz-Ausbildung vorgeschaltet. Teilnehmer, die die insbesondere sprachlichen Voraussetzungen erfüllen, konnten in Abstimmung mit dem Verbandssportlehrer Wilfried Zander direkt in die Trainer C-Ausbildung einmünden. Die Planung und Durchführung fand in einem engen fachlichen Austausch und in Kooperation mit dem Landesportbund Bremen e.V. und der Abteilung CSR-Management des SV Werder Bremen statt.

Das Team der BFV-Geschäftsstelle im Weserstadion hat im Jahr 2019 einen weiteren neuen Mitspieler bekommen. Mirko Drzysga kümmert sich in erster Linie um das große Themenfeld der Qualifizierung. Teilnehmer von Aus- und Weiterbildungen sollen beim Prozess mehr unterstützt werden. Auch Verbandstrainer Wilfried Zander kann in der Trainerausbildung auf Drzysga zählen.

2020er – Mehr an der Basis unterwegs

Seit 2021 stellt der Bremer Fußball-Verband einen Club-Berater. Als Club-Berater ist Dennis Walerianczyk Ansprechpartner für die Vereine des Bremer Fußball-Verbandes zu den Themen Qualifizierung, Vereinsentwicklung, Ehrenamt, Hauptamt, Mitgliedergewinnung und Verwaltung.

Der Club-Berater agiert als Schnittstelle zwischen den Vereinen und dem Verband. Entsprechend der individuellen Bedürfnisse der Vereine zeigt er passende Angebote und Leistungen des Verbandes auf. Der Club-Berater unterstützt und begleitet die Vereine somit bei der alltäglichen Vereinsarbeit und Weiterentwicklung. Die Unterstützung durch den Clubberater ist für die Vereine kostenfrei, denn die Stelle des Club-Beraters ist Teil des DFB-Masterplans und wird vollständig durch den DFB finanziert.

Mittlerweile bietet der BFV mehrmals im Jahr Torwarttrainer-, B-Lizenz sowie C-Lizenz-Aus- und Fortbildungen an. Durch die veränderten Umstände rund um das Thema Corona wird zwar mehr und mehr auch im Blended Learning-System (Online und Präsenz gemischt) erarbeitet, doch Praxis wird natürlich nach wie vor ein wichtiger Bestandteil der Trainerausbildung bleiben.

Nächsten Donnerstag bei „75 Jahre Bremer FV“: Der BFV in der Öffentlichkeit.

[bfv]

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