75 Jahre Bremer FV: Unsere Deutschen Meister

16. September 2021

Der Bremer FV ist 75 Jahre alt und das wird noch bis zum Jahresende auf bremerfv.de gefeiert. An jedem Donnerstag erscheint ein Teil unserer Serie „75 Jahre BFV“ mit einem speziellen Thema. Heute wird es meisterlich – wir werfen einen Blick auf Deutsche Meister aus dem BFV.

Dass der Sieger der Bundesliga Deutscher Meister ist, und dass dieser bislang vier Mal Werder Bremen heißt, ist hinlänglich bekannt. Doch, dass auch Amateurvereine viele Jahrzehnte lang eine Deutsche Amateurmeisterschaft ausspielen wissen deutlich weniger Fußballfans. Und noch weniger ist bekannt, dass auch dieser Titel vier Mal an die Weser geholt wurde. Mit der Einführung des Vertragsspielerstatus führt der DFB im Jahre 1950 die Deutsche Amateurmeisterschaft ein. Und direkt im Premierenjahr geht der Titel nach Bremen.

1951 – Deutscher Amateurmeister: Bremen 1860

Der erste Deutsche Amateurmeister überhaupt heißt 1951 ATSV Bremen 1860. (Foto: Archiv)

Der erste Deutsche Amateurmeister überhaupt heißt 1951 ATSV Bremen 1860. (Foto: Archiv)

Aus allen 15 Landesverbänden -das Saarland gehört noch nicht zum DFB- treten die Landesmeister in K.O.-Spielen gegeneinander an. 1860 muss im ersten Spiel beim VfL Nord Berlin antreten und gewinnt souverän mit 4:1. Eine Woche später empfängt das Team um Trainer Dr. Helmut Bergmann den Heider SV und bezwingt auch den Meister Schleswig-Holsteins klar mit einem 3:0. Das Halbfinale beim Cronenberger SC aus Wuppertal ist hingegen keine eindeutige Angelegenheit. Erst nach Verlängerung kann 1860 mit 2:0 gewinnen und damit in das große Finale einziehen. Dieses steigt am 30. Juni 1951 im Vorfeld des Endspiels der Vertragsspieler im Berliner Olympiastadion. Gegner ist der Karlsruher FV. Vor 70.000 Zuschauern liegt 1860 durch zwei Tore von Willi Schröder und einen weiteren Treffer von Friedrich Körner bereits 3:0 vorn, als der KFV es mit Treffern von Hugo Kittlitz und Kurt Ehrmann noch einmal spannend macht. Doch am Ende reicht die Zeit nicht und die Bremer holen die erste Deutsche Amateurmeisterschaft an die Weser.

1965: Deutscher Meister: SV Werder Bremen

1965 holt der SV Werder Bremen die erste Deutsche Meisterschaft. (Foto: imago images/Horstmüller)

1965 holt der SV Werder Bremen die erste Deutsche Meisterschaft. (Foto: imago images/Horstmüller)

Der eigentlich als Außenseiter gestartete SV Werder feiert ausgerechnet in jener Saison, in der die Stadt Bremen 1.000 Jahre alt wird, seinen ersten Meistertitel. Am 17. Spieltag der Saison 1964/65 setzen sich die Bremer an die Tabellenspitze und lassen sich bis zum Schluss nicht mehr von dort verdrängen, auch nicht vom Titelverteidiger und Topfavoriten 1. FC Köln. Rekordspieler Horst-Dieter Höttges steht bei den Grün-Weißen ebenso im Kader wie Arnold „Pico“ Schütz, Max Lorenz und Walter Nachtwey. Helmut Jagielski (10 Tore), Arnold Schütz, Gerhard Zebrowski (je 11) und Klaus Matischiak (12) sind damals die besten Torschützen der Werderaner, die von Willi Multhaup trainiert werden.

1966 – Deutscher Amateurmeister: SV Werder Bremen Amateure

Deutscher Amateurmeister 1966: Der SV Werder Bremen. (Foto: Archiv)

Deutscher Amateurmeister 1966: Der SV Werder Bremen. (Foto: Archiv)

Als die Amateure von Werder Bremen 1966 an der Amateurmeisterschaft teilnehmen, hat sich der Modus leicht verändert. Es treten zwar immer noch die Landesmeister im K.O.-System gegeneinander an, allerdings werden bis einschließlich des Halbfinales Hin- und Rückspiele ausgetragen. Im Achtelfinale siegt Werder gegen den SC Baden-Baden dabei zwei Mal souverän mit 6:0 und 3:0. Im Viertelfinale reicht den Grün-Weißen nach einem 4:2 gegen Union Böckingen im Hinspiel ein 1:1-Unentschieden im Rückspiel, um ins Halbfinale einzuziehen. Dort verlieren die Schützlinge von Trainer Hans-Wilhelm Loßmann zunächst das Hinspiel bei Amicitia Viernheim mit 2:3, um dann mit einem 3:0 im Rückspiel doch noch das Finalticket zu lösen. Das Endspiel steigt am 2. Juli 1966 in Herford. Dort trifft Werder auf den Favoriten Hannover 96, siegt am Ende aber deutlich. Herbert Schröder, Carsten Baumann und Jürgen Ey bringen Werder schon nach einer knappen halben Stunde mit 3:0 in Führung. Vor der Pause kann Hannovers Karl-Heinz Esch allerdings auf 3:1 verkürzen. Um keinen Zweifel am Titel aufkommen zu lassen, legt Baumann im zweiten Durchgang vor 10.000 Zuschauern noch einen Doppelpack nach und Werder ist Deutscher Amateurmeister.

1985 – Deutscher Amateurmeister: SV Werder Bremen Amateure

1985 holten die Amateure des SV Werder Bremen ihre zweite Deutsche Amateurmeisterschaft. (Foto: Archiv)

1985 holten die Amateure des SV Werder Bremen ihre zweite Deutsche Amateurmeisterschaft. (Foto: Archiv)

Neunzehn Jahre nach dem Finalerfolg 1966 holt Werder Bremen den Titel erneut an die Weser. Der Modus hingegen hat sich geändert. Seit 1982 spielten die Vizemeister der acht Oberligen um die Amateurmeisterschaft, da die Meister um den Aufstieg in die 2. Bundesliga spielen. Weil 1985 auch der Zweite der Oberliga Nord um die 2. Liga mitspielt, nimmt statt des Vizemeisters der Tabellendritte an den Spielen um die Deutsche Amateurmeisterschaft teil. Im Viertelfinale trifft Werder auf den 1. FSV Mainz 05. Das Hinspiel gewinnt Werder mit 2:1, das Rückspiel mit 3:1. Im Halbfinale siegt das Team von Trainer Karl-Heinz Kamp beim VfR Mannheim schon im Hinspiel mit 5:0. Das Rückspiel ist mit einem 3:2-Sieg dann lediglich Formsache. Das Finale steigt am 22. Juni 1985 im Bremer Weserstadion vor 3.000 Zuschauern gegen den DSC Wanne-Eickel. Dirk Lellek bringt Werder nach 26 Minuten in Führung. In der 74. Minute kann Franz Ordenewitz mit einem Foulelfmeter für die Vorentscheidung sorgen, bevor Gunnar Sauer in der Schlussminute den Deckel auf den 3:0-Sieg und damit auch auf die zweite Amateurmeisterschaft des SVW macht.

1988 – Deutscher Meister: SV Werder Bremen

Trainer Otto Rehhagel präsentiert 1988 stolz die Meisterschale. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Trainer Otto Rehhagel präsentiert 1988 stolz die Meisterschale. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Nach ihrem Wiederaufstieg in die Bundesliga 1981 dürfen die Werderaner zwar einige Male an der Meisterschaft schnuppern, doch erst sieben Jahre später ist es soweit: Werder holt die zweite Deutsche Meisterschaft nach Hause. Die Defensive um Torhüter Oliver Reck, der seine erste Saison als Nummer eins im Bremer Trikot spielt, sowie Spieler wie Rune Bratseth, Thomas Schaaf, Uli Borowka, Jonny Otten oder Gunnar Sauer lässt in der ganzen Saison lediglich 22 Gegentore zu. Und vorne? Da erzielt das Offensivtrio um Karl-Heinz Riedle (18 Tore), Frank Ordenewitz (16) und Norbert Meier (7), rund zwei Drittel aller Bremer Tore. Am Ende liegt Werder mit vier Zählern Vorsprung vor dem ewigen Rivalen Bayern München auf Rang eins und ist von nun an für viele Jahre die erfolgreichste deutsche Mannschaft neben den Münchnern. Das Double aus Pokalsieg und Meisterschaft bleibt der Mannschaft um Trainer Otto Rehhagel allerdings verwehrt. Im Pokalfinale unterliegt sie Eintracht Frankfurt mit 0:1.

1991 – Deutscher Amateurmeister: SV Werder Bremen Amateure

1991 heißt der Deutsche Amateurmeister zum dritten Mal Werder Bremen. (Foto: Archiv)

1991 heißt der Deutsche Amateurmeister zum dritten Mal Werder Bremen. (Foto: Archiv)

Sieben Vizemeister und der Dritte der Oberliga Nord tragen auch 1991 den Wettbewerb aus, allerdings erstmals in einer nach Nord und Süd aufgeteilten Vorrunde, deren Gruppensieger dann im Endspiel aufeinander treffen. In der Gruppe Nord setzt sich Werder zunächst mit 5:2 gegen den ASC Schöppingen durch, trennt sich anschließend torlos von Türkiyemspor Berlin und kann zum Abschluss einen 5:2-Sieg bei Alemannia Aachen feiern. Mit dem Gruppensieg zieht die Mannschaft von Coach Karl-Heinz Kamp ins Finale ein und trifft dort am 9. Juni 1991 in Ludwigsburg auf die SpVgg 07 Ludwigsburg. Martin Przondziono kann Werder dort in Führung schießen. Als Harald Welker in der 78. Minute den Ausgleich markiert, rechnen viele der 4.500 Zuschauer bereits mit einer Verlängerung, doch Marinus Bester hat etwas dagegen und schießt Werder drei Minuten vor dem Ende mit dem 2:1 zur dritten Amateurmeisterschaft und damit zu einem Rekord. Gemeinsam mit Hannover 96 und dem SC Jülich 1910 ist Werder Rekord-Amateurmeister. Nur diese drei Teams holen den Titel bis zur Abschaffung des Wettbewerbs 1998 je drei Mal.

1993 – Deutscher Meister: SV Werder Bremen

Klaus Allofs präsentiert stolz die Schale zur Meisterschaft 1993. (Foto: Mark Sandten/Bongarts/Getty Images)

Klaus Allofs präsentiert stolz die Schale zur Meisterschaft 1993. (Foto: Mark Sandten/Bongarts/Getty Images)

Als frisch gebackener Europapokalsieger der Pokalsieger startet der SV Werder Bremen mit Trainer Otto Rehhagel in die Saison 1992/1993. An ihrem Ende gibt es bereits den nächsten Titel an der Weser zu feiern. Denn in Bremen wird erneut die Meisterschale, die mittlerweile dritte in der Vereinsgeschichte, in den Himmel gereckt. Mit Kickern wie Publikumsliebling Wynton „Kiwi“ Rufer, Mario Basler oder dem Österreicher Andreas Herzog ist den Grün-Weißen der Titel nicht zu nehmen. Über 250 Glückwunsch-Telegramme treffen bei Werder-Manager Willi Lemke ein. Die Meisterschaft bedeutete zugleich die Qualifikation für die neu eingeführte Champions League. Werder ist dort 1993/94 als erstes deutsches Team überhaupt in der Gruppenphase vertreten, scheidet aber unter anderem gegen den späteren Titelträger AC Mailand aus.

1999 – Deutscher A-Junioren Meister: SV Werder Bremen

Werders A-Jugend holt 1999 die Deutsche Meisterschaft. (Foto: imago images/Ulmer)

Werders A-Jugend holt 1999 die Deutsche Meisterschaft. (Foto: imago images/Ulmer)

Auch beim Nachwuchs werden Deutsche Meisterschaften ausgetragen. Bei den A-Junioren ist das schon seit 1969 der Fall. Und 30 Jahre nach der Einführung des Wettbewerbs kommt der Titel zum ersten und bisher einzigen Mal nach Bremen. An der A-Jugendmeisterschaft 1999 nehmen die fünf Meister der Regionalligen sowie die Vizemeister aus dem Nordosten, Süden und Westen teil. Im Viertelfinale erreicht der von Axel Plaat trainierte SV Werder zunächst ein 3:3 beim KFC Uerdingen 05 und kann das Rückspiel mit 2:0 für sich entscheiden. Das Halbfinale gegen die Reinickendorfer Füchse beginnt erneut mit einem Remis. 1:1 heißt es nach dem Hinspiel. Doch mit einem klaren 5:1-Erfolg im Rückspiel lösen die Grün-Weißen das Finalticket. Am 4. Juli 1999 trifft der SVW im Endspiel in Stuttgart auf den heimischen VfB. Doch von Heimvorteil keine Spur. Vor 4.500 Zuschauern bringt Markus Krösche Werder schon in der 4. Minute in Führung. Der postwendende Ausgleich durch Ioannis Amanatidis schockt die Bremer nur kurz. Joseph Antonio Di Iorio und Tim Borowski per Foulelfmeter stellen noch vor der Pause auf 3:1 aus Bremer Sicht. Sergey Zimins Treffer zum 4:1 war da schon nicht mehr entscheidend.

2004 – Deutscher Meister: SV Werder Bremen

Teil eins des Doubles 2004: Die Deutsche Meisterschaft für den SV Werder. (Foto: Andreas Rentz/Bongarts/Getty Images)

Teil eins des Doubles 2004: Die Deutsche Meisterschaft für den SV Werder. (Foto: Andreas Rentz/Bongarts/Getty Images)

Zehn Jahre nach dem Erfolg der Amateure folgt schließlich Werders legendäre Double-Saison. Von Beginn an spielt der SVW in der Tabelle oben mit und am 16. Spieltag ist es soweit: Werder übernimmt den Platz an der Spitze und gibt diesen bis zum Saisonende nicht mehr ab. Mit einem spektakulären 3:1-Erfolg beim Rekordmeister und Titelkonkurrenten FC Bayern München krönt sich die vielleicht beste Bremer Mannschaft aller Zeiten schließlich vorzeitig zum Deutschen Meister. So klangvolle Namen wie Valerian Ismael, Johan Micoud, Ivan Klasnic oder Ailton stehen auf den Spielberichtsbögen der Werderaner. Allein der Brasilianer Ailton erzielt in 33 Einsätzen 28 Saisontore. Wenig später feiert die Elf von Trainer Thomas Schaaf nach einem 3:2-Erfolg über Alemannia Aachen auch den DFB-Pokalsieg und somit den ersten und bis heute einzigen Bremer Double-Gewinn.

2008 – Sieger DFB-Ü 40-Cup: TSV Lesum-Burgdamm

Der TSV Lesum-Burgdamm stellte 2008 die beste Ü 40-Mannschaft Deutschlands. (Foto: Matthias Kern/Bongarts/Getty Images)

Der TSV Lesum-Burgdamm stellte 2008 die beste Ü 40-Mannschaft Deutschlands. (Foto: Matthias Kern/Bongarts/Getty Images)

Auch die alten Herren tragen unter der Regie des DFB einen Wettbewerb auf Bundesebene aus. Zwar geht es beim Ü 40-Cup nur um die inoffizielle Meisterschaft, aber 2008 geht auch dieser Titel nach Bremen. Der TSV Lesum-Burgdamm, als nordeutscher Meister für das Turnier in Berlin qualifiziert, beendet dort die Vorrunde nach einem 1:0-Erfolg über den SV Leiselheim, einem 1:1 gegen Marmagen/Nettersheim und einem abschließenden 0:0 gegen die SG Hoechst Classique auf dem zweiten Rang, der zum Weiterkommen reicht. Im Halbfinale siegt das Team um Trainer Alexander Förster knapp mit 1:0 gegen die SGM Böbingen/Mögglingen und trifft anschließend im Finale erneut auf die SG Hoechst Classique. Nachdem die Partie wie schon das Aufeinandertreffen in der Gruppe unentscheiden endet, beweist Lesum allerdings die stärkeren Nerven und holt mit einem 5:3 Pott und Titel in die Hansestadt.

Apropos Alt-Senioren: Bei den Ü 32-Senioren gibt es mit dem Deutschen Altherren-Supercup auch eine inoffizielle Deutsche Meisterschaft, allerdings nicht unter dem Dach des DFB. Es soll dennoch nicht unerwähnt bleiben, dass auch dieser Titel zwei Mal in den BFV geht. 2017 holt der OSC Bremerhaven den Titel und zuvor ist bereits der Blumenthaler SV erfolgreich. Er wird 2012 inoffizieller Deutscher Meister.

Nächsten Donnerstag bei „75 Jahre Bremer FV“: Die Reisen der Landesauswahlen

[bfv]

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