75 Jahre Bremer FV: Gesellschaftliche Verantwortung

18. November 2021

Der Bremer FV ist 75 Jahre alt und das wird noch bis zum Jahresende auf bremerfv.de gefeiert. An jedem Donnerstag erscheint ein Teil unserer Serie „75 Jahre BFV“ mit einem speziellen Thema. Heute geht es um ein Thema, welches im Laufe der Zeit mehr und mehr Aufmerksamkeit sowohl in der Bevölkerung als auch im Verband bekam: Die gesellschaftliche Verantwortung.

Gemeinsam will der Bremer Fußball-Verband bereits seit Jahrzehnten im Bremer Fußball einen Raum schaffen, wo sich Menschen respektvoll und auf Augenhöhe begegnen können. Durch vielfältige Aktivitäten wurde mehr Bewusstsein für soziale und gesellschaftliche Themen im Fußball geschaffen. Der Weg vom gelegentlichen Aufruf zur bis hin zu einer hauptamtlichen Stelle für dieses Thema.

Auch wenn in 60ern und 70ern der Fußball sich noch nicht über die komplette gesellschaftliche Verantwortung bewusst war, versuchte man in Bremen immerhin gewissen Tugenden im Fußball zu verfestigen. Das Thema Fair Play war dem BFV schon immer wichtig und so schrieb 1969 auch Otto Grote in der Roland-Weihnachtsnachricht: „Der Gegner ist kein Feind, sondern Partner im Spiel! Dieses einmal zu begreifen, sei euer Ziel. Übt Fairness und Freundschaft für 1970, dann wird es im Sport auch wieder friedlich. Und müsst ihr beim Gegner mal Punkte lassen, ist es doch kein Grund diesen zu hassen. Es ist wahrlich eine sehr schlechte Sitte. Drum an Euch nun unsere große Bitte: ‚Freunde hört unser mahnendes Wort und bringt endlich wieder Sauberkeit in den Sport. Reicht Euch nach dem Spiel freundschaftlich die Hände.‘ Das ist unser Wunsch zum Jahresende“, so Grote.

Ein Banner, welches auch jahrelang den Roland zierte. (Foto: Archiv)

Ein Banner, welches auch jahrelang den Roland zierte. (Foto: Archiv)

Anfang der 1980er versuchte der Bremer Fußball-Verband vermehrt auch Fußballer mit Migrationshintergrund im Verband zu integrieren. Durch die Berufung von Hüseyin Gümedin (Vatan) in den Stadtspielausschuss 1980 wurde beispielsweise ein erster Schritt zu einer besseren Zusammenarbeit und Integrierung von türkischstämmiger Mitbürger getan. Zu diesem Zeitpunkt gab es fünf türkische Fußballvereine in Bremen mit dem SV Türkspor, SV Vatanspor, SV International, KSC Yurtspor und SV Türkdanis, die in Bremen angesiedelt waren. 1991 wurde erstmals eine türkische BFV-Auswahl zusammengestellt, die in einem Test im August 3:3 gegen IzmirSport aus der zweiten türkischen Liga auf dem Zollinlandplatz in Bremerhaven spielte.

1992 unterstützt der BFV das Projekt „Sport für alle – Sport mit Aussiedlern“ des Landessportbundes Bremen (LSB), da es sich auch an die Bremer Vereine richtete. Klubs, diesen erforderlichen Beitrag zur Volksverständigung brachten, erhielten finanzielle Unterstützung vom Deutschen Sportbund (DSB), der die Mittel vom Bundesinnenministerium in Bonn erhielt. Die Vereine bekamen bis zu 400 Mark am Tag, wenn sie Sport- und Spielfeste organisierten, je nach Beteiligung von „Aussiedlern“ Zuschüsse für Ferien-Freizeiten und bis zu 5000 Mark, wenn sie schwerpunktmäßigen Einsatz für sehr viele „Aussiedler“ zeigten. Der LSB bot Seminare für Übungsleiter, Jugendleiter und Vereinsmitarbeiter an, um sich über die Integrationsmöglichkeiten von „Aussiedlern“ zu informieren. Der Slogan „Aussiedler im Sportverein – na klar!“ zog sich über einige Zeit im Roland des BFV.

Wolfgang Kasper, der neben seinem Amt als Vizepräsidenten auch Fair-Play-Beauftragter des BFV war in den 1990ern, brachte den Fair Play-Gedanken in Bremen und Bremerhaven entscheidend voran. Kasper überreichte Auszeichnungen für besonders faire Gesten und war maßgeblich dafür verantwortlich, dass der ÖVB Fair-Play-Cups eingeführt wurde. Fair Play blieb über die Jahre Immer ein wichtiger Baustein in der Verbandsarbeit im Bereich der Gesellschaftlichen Verantwortung. Mit der Gründung der Kommission Fair Play, Gewaltprävention und Sicherheit Mitte des letzten Jahrzehnts unter der Führung von Präsident Björn Fecker kam nochmal wieder mehr Aufmerksamkeit in diese Themengebiete. Monatlich wurde seitdem die Fair Play-Geste des Monats vergeben, die besonders faire und tolle Gesten auf dem Fußballplatz auszeichnen sollte.

Die Arbeitsgruppe Integration 2007. (Foto: Archiv)

Die Arbeitsgruppe Integration 2007. (Foto: Archiv)

Anfang der 2000er steigerte der BFV sein Engagement im Bereich der Integration. Es wurde die Arbeitsgruppe Integration gegründet, bei der alle dabei mithelfen sollten, das Thema im Verband weiter aufzufächern. In den Vereinen des BFV wurde Integration über die Jahre größer und größer geschrieben. Vielerorts wird dies jedoch als Selbstverständlichkeit abgetan. Das gemeinsame Ziel musste es also sein, dass sich alle Beteiligten mit dem Thema auseinandersetzen und ihre Ideen einbringen. Damit wird auch denjenigen geholfen, die im Bereich der Integration vielleicht noch nicht so weit sind. Dieses Ziel waren die Gründe, in den Jahren 2014 und 2017 die Integrationspreise auszuschreiben. Unter dem Motto „Zusammen zum Ziel!“, konnten sich die Mitgliedsvereine des BFV um eine Auszeichnung bewerben. Das Motto drückt dabei aus, worum es geht: Nur als Gemeinschaft kann man erfolgreich sein. „Zusammen“ stehen in diesem Projekt auch der BFV und sein Bundesligist, der SV Werder Bremen. Amateure und Profis engagieren sich so gemeinsam für diesen Preis. Diese waren dabei mit einer Gesamtsumme von jeweils bis zu 10.000,- Euro dotiert.

Auch das Thema Inklusion spielte in diesem Jahrtausend beim Verband eine immer wichtigere Rolle. Nachdem 2010 die Special Olympics National Games in Bremen, bei denen 4550 Athletinnen und Athleten mit geistiger Behinderung in 20 verschiedenen Sportarten unter Beweis stellten, wurde das Bewusstsein für eine notwendige Inklusion dieser Menschen stärker. 2017 stellte man mit Christoph Schlobohm den ersten Inklusionsbeauftragten des BFV ein. BFV-Präsident Björn Fecker wusste sofort über die Wichtigkeit der Inklusion: „Inklusion ist eine Frage der Haltung. Unser Anspruch ist es, jedem Menschen den Zugang zum Fußballsport und damit zu einem wichtigen Teil des gesellschaftlichen Miteinanders zu ermöglichen. Der Sport und gerade der Fußball bringt Menschen mit und ohne Behinderung auf eine beispiellose Weise zusammen, von der die Gemeinschaft in jeder Hinsicht profitiert“, so Fecker. Auch Vizepräsident Holger Franz hat dazu eine klare Haltung: „Im Rahmen unserer gesellschaftlichen Verantwortung möchten wir noch mehr behinderte Menschen in unsere große BFV-Fußballfamilie integrieren. Mit Christoph Schlobohm konnten wir einen kompetenten Ansprechpartner für das Projekt Inklusion/Behindertenfußball gewinnen, der bereits seit längerem eng mit dem Thema verbunden ist“, erzählte Franz zum Start von Schlobohms Arbeit.

Seit dem Christoph Schlobohm als Inklusionsbeauftragter des BFV dabei ist, wurden bereits zahlreiche Projekte umgesetzt. Es gab inklusive Fußballtage in den drei Bremer Kreisen, inklusive Meisterschaften, die Deutsche Gehörlosen Futsalmeisterschaft in Bremen, die Amputierten Fußball-Nationalmannschaft war vor Ort, Blindenfußball in den Fußball und noch vieles mehr. In 2022 soll erstmals auch eine inklusive Liga starten. Mit der Bunten Liga sollen alle Altersgruppen mit Behinderungen die Chance haben, Fußball zu spielen.

Die neue CSR-Dachmarke "Rundum vereint" soll die Fußballgemeinschaft zusammen bringen.

Die neue CSR-Dachmarke „Rundum vereint“ soll die Fußballgemeinschaft zusammen bringen.

2021 kam wohl die größte Wertschätzung des Verbandes für die Gesellschaftliche Verantwortung: Mit Franziska Temper stellte speziell für dieses Fachgebiet eine hauptamtliche Stelle ein. Prompt wurde mit „rundum vereint“ eine neue Corporate Social Responsibility Marke (kurz CSR) geschaffen. Sie  soll dazu beitragen, positive Veränderungen im sportlichen und gesellschaftlichen Sinne zu bewirken. Neben eigenen Grafiken für die neue CSR-Marke wurde auf der Homepage des Bremer Fußball-Verbandes auch ein komplett neuer Bereich geschaffen. „Rundum vereint“ wurde dort als eigener Punkt im Startmenü übersichtlich integriert. Mit der CSR-Marke will der BFV zukünftig soziale Potenziale des Fußballs voll zur Entfaltung bringen, ethische Werte aus innerer Überzeugung leben und vermitteln, den Themen gesellschaftliche Aufmerksamkeit zukommen lassen, in die Verantwortung gehen und Menschen aktiv Chancen ermöglichen und mit gutem Beispiel als Vorbild vorangehen. Das Ziel soll ganz deutlich sein, über die soziale Verantwortung das Vertrauen in die Marke des BFV zu stärken, das Bewusstsein für die Teilbereiche zu schaffen und den sozialen Wandel in und mit der Gesellschaft aktiv zu fördern.

Die Kommissionen wurden in diesem Zuge aufgelöst und den einzelnen neuen Arbeitsgruppen zugewiesen. Aus „rundum vereint“ entstanden sechs Themengebiete und Arbeitsgruppen: Vielfalt & Antidiskriminierung, Integration, Fair Play & Gewaltprävention, Inklusion, Nachhaltigkeit, Klima – & Umweltschutz und Gesundheit.

Nächsten Donnerstag bei „75 Jahre Bremer FV“: Unsere Nationalspieler

[bfv]

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