Nach 21 Jahren: Wolfgang Kasper sagt „Tschüss!“

04. Juni 2016

Stehende Ovationen sind auf den eher trockenen Verbandstagen eines Sportverbandes eher selten anzufinden.  Auf der heutigen Versammlung der Vereine des Bremer Fußball-Verbandes (BFV) war dies anders, und zwar aus gutem Grund. Wolfgang Kasper sagte nach einundzwanzig Jahren im BFV-Präsidium „Tschüss!“

Der 68-Jährige tat dies aber nicht etwa, weil er diese Aufgabe nicht mehr zur Zufriedenheit der Vereine, Funktionäre oder Sponsoren ausfüllte, sondern weil er sich dafür entschieden hat, nicht erneut für das Amt des Vizepräsidenten zu kandidieren.

Wolfgang Kasper verabschiedete sich auf dem Verbandstag mit einer emotionalen Rede von den Vereinen. (Foto: dgphoto.de)

Wolfgang Kasper verabschiedete sich auf dem Verbandstag mit einer emotionalen Rede von den Vereinen. (Foto: dgphoto.de)

Nachdem Kasper ab 1992 dem Beirat des Verbands angehörte, wurde er nur drei Jahre ins Präsidium gewählt. Seit dem gehörte Kasper ununterbrochen der Verbandsspitze an. Sein Aufgabenfeld wechselte während dieser Zeit immer mal wieder. Neben der Leitung des Ausschusses für Freizeit-, Breiten- und Gesundheitssports, die er bis zuletzt inne hatte, oblag ihm auch der Vorsitz des Ausschusses für Kommunikationstechnik und Öffentlichkeitsarbeit, in dem er maßgeblich an der Einführung des DFBnet in Bremerhaven und Bremen beteiligt war.

In Jugendtagen war Kasper natürlich selbst am Ball aktiv. Das Kicken lernte der kleine Wolfgang beim FC Oberneuland. Nach zwei Jahren, in denen er für den TV Eiche Horn in der Bezirksliga die Töppen schnürte, kehrte er zurück zum FCO und übernahm dort das Amt des Jugendleiters, kurioserweise ohne zunächst von seiner Wahl zu wissen, denn während dieser war er gar nicht zugegen. Nach dem Erwerb der Trainerlizenz trainierte Kasper die ersten Herren der Oberneulander, bevor es ihn zum TSV Leeste zog. Dort kickte Sohn Christian in der E-Jugend und der Vater folgte ihm, bevor er an der Gründung des heutigen SC Weyhe, dem er noch immer angehört, beteiligt war.

Für das LOTTO-Hallenturnier um den Sparkasse Bremen Cup zog Kasper immer wieder promimente Losfeen, wie hier Werders Co-Trainer Torsten Frings (l.), an Land. (Foto: Sven Peter)

Für das LOTTO-Hallenturnier um den Sparkasse Bremen Cup zog Kasper immer wieder promimente Losfeen, wie hier Werders Co-Trainer Torsten Frings (l.), an Land. (Foto: Sven Peter)

Zahlreiche Veranstaltungen im Bereich des Bremer Fußball-Verbandes verbindet man heute sofort und unweigerlich mit dem Namen Wolfgang Kasper. Seien es die Sepp-Herberger-Tage, die Jahr für Jahr hunderte Kinder in die Soccercourts am Bremer Roland Center locken oder der LBS-Cup, der im vergangenen Jahr letztmalig stattfand, und den Kasper viele Jahre verantwortlich organisierte. Vermutlich gibt es kaum eine Jugendmannschaft, der Kasper noch keinen Pokal, keine Medaillen, Trikots oder Bälle überreichte. Auch für die Organisation der Endspiele um den LOTTO-Pokal zeichnete er jahrelang erfolgreich verantwortlich.

Doch auch außerhalb des Rampenlichts war Kasper aktiv. Als BFV-Vertreter setzte er sich im Hauptausschuss des Landessportbundes ebenso für die Belange der Fußballerinnen und Fußballer ein, wie im Präsidium des Norddeutschen Fußball-Verbandes (NFV), dem er von 1995 bis 2015 angehörte. Anderthalb Jahre lange saß Kasper sogar gemeinsam mit Größen wie Franz Beckenbauer und Karl-Heinz Wildmoser im Beirat des DFB.

Wolfgang Kasper freut sich jetzt auf seinen fußballerischen Ruhestand. (Foto: Elisa Meyer)

Wolfgang Kasper freut sich jetzt auf seinen fußballerischen Ruhestand. (Foto: Elisa Meyer)

Stets war auch der Fair Play-Gedanke ein großes Steckenpferd Kaspers. Unermüdlich trieb er den respektvollen Umgang miteinander auf Bremens Sportplätze, unter anderem mit der Einführung des ÖVB Fair Play-Cups. Auch um die Sicherheit bei Spielen bemühte er sich in Bremen und Norddeutschland. Für den Norddeutschen Verband ist er noch heute als Sicherheitsaufsicht und -experte bei Spielen in der Regionalliga Nord im Einsatz.

Der NFV verlieh Kasper für seinen schier unermüdlichen Einsatz zunächst die silberne, dann die goldene Ehrennadel und zuletzt schließlich mit der Ehrenmitgliedschaft und der goldenen Ehrenspange die höchste Auszeichnung des Verbandes. Auch der eigene Verband sparte nicht mit Ehrungen und verlieh Kasper nach der silbernen Ehrennadel im Jahr 1992 auf dem Verbandstag 2007 auch die goldene Ehrennadel. Drei Jahre zuvor wurde ihm bereits die DFB-Verdienstnadel verliehen. Der Landessportbund zeichnete ihn bereits im Jahr 2000 mit der silbernen Ehrennadel aus. Sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen kam für den quirligen Kasper nie infrage.

Wolfgang Kasper bei einer der schier unzähligen Siegerehrungen, die er in seiner Amtszeit vornahm. (Foto: Oliver Baumgart)

Wolfgang Kasper bei einer der schier unzähligen Siegerehrungen, die er in seiner Amtszeit vornahm. (Foto: Oliver Baumgart)

In den vergangenen Jahren war Kasper auch Cheforganisator des LOTTO-Hallenturniers um den Sparkasse Bremen-Cup. Aber natürlich war dies für ihn keineswegs der Sprung ins kalte Wasser. Auch in den zwanzig Jahren zuvor hatte er bereits tatkräftig dafür gesorgt, dass das große Familienfest am Ende eines jeden Jahres stattfinden konnte. Er besorgte Sponsoren, organisierte Preise, nutzte seine zahlreichen Kontakte zugunsten des Turniers und packte natürlich auch mit an, wenn es um den Auf- und Abbau in der ÖVB-Arena ging. Oftmals war das Turnier noch keine halbe Stunde beendet, da tauschte Kasper in den Katakomben schon den feinen Zwirn gegen die Arbeitshose und half tatkräftig mit.

Auf dem Verbandstag hatte er sich natürlich wieder für den feinen Zwirn entschieden. In der Laudatio wurde allerdings darauf verzichtet, Kaspers gesamtes Schaffen im Dienste des runden Leders zusammenzufassen, wohlwissend, dass man hierfür weitaus mehr als einen Verbandstag bräuchte.

[oba]

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